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Teil 3/12: Freiheit

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Anthroposophische Perspektiven - In dieser Aufsatzreihe stellen Autoren beispielhaft Perspektiven der Anthroposophie auf das Lebensgebiet ihrer Berufspraxis vor.

»Da, wo im Menschen

»Da, wo im Menschen Stoff vergeht, zum Scheine wird und neuer Stoff entsteht, da sitzt die Möglichkeit der Freiheit, und da sitzt die Möglichkeit der Liebe, Freiheit und Liebe gehören zusammen.« Rudolf Steiner im Vortrag am 19. 12. 1920 Einzelnen im Hinblick auf das gemeinsame Ganze; individuelle Ideenfähigkeit und Originalität, aus denen Zukunft entspringt; und schließlich Initiative und Verantwortung als Motor des gemeinschaftlichen Handelns. Durch das Zusammenspiel dieser Prozesse, die an anderer Stelle ausführlich beschrieben werden, entsteht ein produktives Verhältnis zu den anderen Menschen. Das übliche Prinzip der Zusammenarbeit wird dabei umgewendet: Der Einzelne ist nicht einfach nur Glied eines vorgegebenen Ganzen, das aus Beauftragung handelt und sich vor übergeordneten Instanzen zu verantworten hat. Sondern er handelt aus sich selbst heraus, sucht und gestaltet die Kooperation mit anderen und findet Formen der Zusammenarbeit, in denen seine individuelle Freiheit nicht beschnitten wird. Die »Philosophie der Freiheit« liefert die Grundlage zu einer solchen Gemeinschaftsbildung: »Der Freie verlangt von seinen Mitmenschen keine Übereinstimmung, aber er erwartet sie, weil sie in der menschlichen Natur liegt. Denn läge nicht in der menschlichen Wesenheit der Urgrund zur Verträglichkeit, man würde sie ihr durch keine äußeren Gesetze einimpfen.« Denken und Handeln aus Intuition ist nicht nur individuell und originell; es bringt zugleich eine gemeinsame Gedankenwelt zur Erscheinung, aus der jeder Einzelne seine Intuitionen schöpft. Indem ich »meine« Gedanken denke, kann ich auch die des anderen verstehen – selbst dann, wenn sie den meinen entgegengesetzt sind. Ohne ein solches Verstehen kommt heute im Grunde niemand mehr aus. Das zeigen zum Beispiel die seit einiger Zeit zunehmenden Bemühungen um Mediation in Konfliktfällen. Sie zielen darauf ab, die Gedankenwelt des Konfliktpartners zu verstehen – sonst ist keine wirkliche Einigung möglich. Der ethische Individualismus ist inzwischen nicht mehr, wie vielleicht noch vor einhundert Jahren, eine interessante Variante im Spektrum ethischer Erwägungen. Er wird heute zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Fragestellungen gebraucht. Es gehört allerdings zu seiner Eigenart, dass man ihn nicht einfach fertig verpackt aus dem Regal nehmen und »anwenden« kann, sondern dass jeder Einzelne ihn selbst entwickeln muss. Da gibt es keine Uniformität. Denn jeder Einzelne muss in jedem Moment seines Lebens seine eigene, individuelle Lösung finden. DER AUTOR Karl-Martin Dietz, geboren 1945 in Heidelberg, Studium der Klassischen Philologie, Germanistik und Philosophie, daneben auch der Wirtschaftswissenschaften in Heidelberg, Tübingen und Rom. Promotion mit einer Arbeit über vorsokratische Philosophie. 1974 bis 1980 Lehrtätigkeit an der Universität Heidelberg. 1978 Begründung des Friedrich von Hardenberg Instituts für Kulturwissenschaften in Heidelberg zusammen mit Thomas Kracht. Vortrags- und Seminartätigkeit, von 2003 bis 2009 Lehrauftrag an der Universität Karlsruhe. LESE-TIPPS: Steiner, Rudolf: »Die Philosophie der Freiheit« (1894), GA 4, Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach 1995. Dietz, Karl-Martin: »Jeder Mensch ein Unternehmer. Grundzüge einer dialogischen Kultur«, Schriften des Interfakultativen Instituts für Entrepreneurship an der Universität Karlsruhe Bd. 18, Universitätsverlag, Karlsruhe 2008. Dietz, Karl-Martin / Kracht, Thomas: »Dialogische Führung: Grundlagen – Praxis – Fallbeispiel: dm-drogerie markt«, 3. Auflage, Campus Verlag, Frankfurt am Main 2011. Eine Publikation von

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