Wildkaffee aus dem Regenwald Der Kaffee von Original Food ist etwas Besonderes: Die Pflanzen wachsen wild im äthiopischen Regenwald, einheimische Bäuerinnen und Bauern ernten und vermarkten die Bohnen. Dadurch wird der Wald vor der Abholzung bewahrt und die Menschen erhalten eine Lebensgrundlage. Wir haben mit Gründer Florian Hammerstein über die Erfolgsgeschichte des Kaffa Wildkaffees gesprochen. A uslöser für unser Projekt war ein Kontakt zu einem GEO-Redakteur«, erinnert sich Florian Hammerstein, Gründer und Geschäftsführer der Original Food GmbH. »Auf einer seiner Reisen hatte er Wildkaffee im äthiopischen Regenwald entdeckt und war auf der Suche nach Partnern, die Interesse daran hatten, mit den Menschen dort einen Handel aufzubauen.« Die Kleinbäuerinnen und -bauern vor Ort hatten den Wald bereits für Brennholz und Ackerfläche zu roden begonnen, daher entstand die Idee, mit Produkten, die keiner Rodung bedurften, so viel Geld zu generieren, dass man ein aus Eigeninteressen motiviertes Waldschutzprojekt herbeiführt – gemeinsam mit der ansässigen Bevölkerung. So entstand 2003 das Projekt von Original Food, an dem GEO und auch die Deutsche Gesellschaft für Interna tionale Zusammenarbeit (GIZ) beteiligt waren. Die Bäuerinnen und Bauern vor Ort betrieben Subsistenzwirtschaft ohne Überschüsse und sammelten den wilden Kaffee im Regenwald für den Eigengebrauch. Original Food sorgte bei den entsprechenden Ministerien in Addis Abeba dafür, dass Kooperativen gegründet werden konnten, leistete viel Qualitätsarbeit an der Bohne und bemühte sich um Zertifizierungen. Die Wildsammlungszertifizierung verhindert eine schleichende Entwaldung, da im Wald nichts verändert werden und nur ein bestimmter Anteil Kaffeebohnen geerntet werden darf. 54 Alnatura Magazin September 2024
ZU BESUCH BEI ORIGINAL FOOD Soziale Verantwortung schweißt zusammen Heute leben mindestens 150 000 Menschen vor Ort vom Erfolg der Kaffeevermarktung; über 20 000 Bauernfamilien sind in Kooperativen organisiert. Mit dem NABU und GEO führte Original Food partizipatorische Waldmanagementsysteme ein; das heißt, die Einheimischen haben eine Art Erbpacht über fünfzig bis hundert Jahre. »Man sieht auf Satellitenbildern, dass es uns gelungen ist, den dramatischen Waldschwund aufzuhalten«, berichtet Florian Hammerstein stolz. Währenddessen hat sich auch der Lebensstandard der ansässigen Bevölkerung durch die wirtschaftliche Entwicklung und das damit gestiegene Pro-Kopf-Einkommen erheblich verbessert. Original Food organisiert die Verschiffung der Rohware aus Äthiopien nach Hamburg, das Rösten und die Veredelung sowie den Weg ins Regal der Händler. »Und so führen wir auch regelmäßig Gespräche mit Alnatura, die als wichtiger Handelspartner schon dabei sind, seit wir vor 17 Jahren zertifiziert wurden. Es war toll: Alnatura hat von Anfang an verstanden, was wir machen und wie aufwendig das ist. Die Verantwortung, in der man steht, wenn man Handel betreibt.« Florian Hammerstein ist überzeugt, dass nicht nur der Profit zählt, sondern dass man soziale Verantwortung für die gesamte Lieferkette hat. »Das hat Alnatura sich auch auf die Fahnen geschrieben, deshalb stoßen wir immer auf offene Ohren.« Biodiversität sorgt für besten Geschmack Der Kaffa Wildkaffee wird ausschließlich wild gesammelt, also nicht angebaut. Von der vermuteten Gesamtmenge an Kaffeebohnen im Waldgebiet ernten die Kooperativen circa zehn Prozent. Neben der Region Kaffa mit mittlerweile 25 Bauernkooperativen gibt es noch zwei weitere Gebiete, in denen Original Food sein Projekt betreibt: die Region Sheka (acht Kooperativen) und seit 2023 eines in den Bale Mountains. Der Wildkaffee gehört zur Kaffeesorte Arabica. Angebaut werden weltweit etwa 80 verschiedene Sorten Arabica. In den äthiopischen Regenwäldern herrscht eine ganz andere Biodiversität: »Wir haben das analysieren lassen. Gefunden wurden mehr als 5 000 verschiedene Sorten«, so Hammerstein. Die Vielfalt dieser Ökosysteme schützt die Pflanzen vor Krankheiten: Auf einer Plantage, einer Monokultur, können alle Pflanzen erkranken, weil alle gleich sind. Im Regenwald bekommt die Nachbarpflanze die Krankheit nicht, da jede Pflanze genetisch anders ist. Und so werden für die Kaffees von Original Food nur Bohnen aus ein paar verschiedenen Waldgebieten vor Ort geblendet, also vermischt, um eine Gleichmäßigkeit im Geschmack zu erhalten. Trotzdem kann dieser beim Wildkaffee schwanken, denn jede Ernte ist anders als die im Jahr davor. Sowohl die Kapseln als auch die losen Kaffees und Bohnen von Original Food sind zu hundert Prozent aus wild gesammeltem Arabica-Kaffee sowie Naturland-Fair-zertifiziert. Alnatura hat von Anfang an verstanden, was wir seit 20 Jahren machen und wie aufwendig das ist. Man hat immer auch eine soziale und eine ökologische Verantwortung, wenn man Handel betreibt. Genau das passt auch zum Ansatz von Alnatura.« Florian Hammerstein, Gründer und Geschäftsführer Original Food GmbH Neben der Herkunft haben sowohl die Röstung als auch die Zubereitung einen erheblichen Einfluss auf den Kaffeegenuss, erklärt uns Florian Hammerstein: »Man kann viel falsch machen bei der Kaffeezubereitung: sowohl die Temperatur des Wassers, der Mahlgrad, die Kaffeemenge als auch die Länge der Extraktion, also wie lange der Kaffee dem Wasser ausgesetzt ist, sind entscheidend für den Geschmack. Bei Siebträgermaschinen und Vollautomaten sind 15 bis 22 Sekunden ideal.« Wir nehmen uns daher vor, mehr über diese Punkte zu lernen, bevor wir mal wieder unsere French Press oder Siebträgermaschine nutzen, denn wir wollen den Genuss des edlen Wildkaffees ja nicht am Ende durch unsere Zubereitung gefährden. Die Äthiopierinnen und Äthiopier haben übrigens eine ganz andere Kaffeetradition, als wir es in Europa kennen: Sie rösten einmal am Tag selbst in einer Metallpfanne über offenem Feuer – so sind die Bohnen meist schwarz. Dann wird zum Beispiel noch Kardamom und Salz hinzugegeben. Kaffee ist einfach ein spannendes Thema! mgk Alnatura Magazin September 2024 55
September 2024 ISSN 1612-7153 Lasst
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