BABY UND KLEINKIND Ich kann das schon alleine 42 Alnatura Magazin September 2024
BABY UND KLEINKIND Kinder lernen durch eigenes Entdecken und Handeln: Wir erklären, was hinter diesem Ansatz der Montessori-Philosophie steckt, und geben Inspirationen, wie die natürliche Entwicklung der Kinder im Alltag gefördert werden kann. Sie erfahren außerdem, wie Sie eine Umgebung schaffen, in der sich das Kind frei entfalten kann. B abys und Kleinkinder sind von Natur aus neugierig und haben einen starken Entdeckungsdrang. Schon früh zeigen sie den Wunsch, ihre Umgebung selbstständig zu erkunden und neue Fähigkeiten zu erlernen. Dieser natürliche Impuls ist entscheidend für ihre Entwicklung: Durch eigenes Handeln und Erleben können Kinder wichtige grundlegende Erfahrungen machen, die ihre kognitive und motorische Entwicklung fördern. Die Eltern spielen dabei eine zentrale Rolle – indem sie ihre Kinder unterstützen und ihnen gleichzeitig den Raum und die Möglichkeiten geben, sich zu entfalten. Der Montessori-Ansatz, entwickelt von der italienischen Ärztin Maria Montessori, bietet hierfür eine Orientierung und Inspiration. Er beruht auf der Idee, dass Kinder durch eigenes Tun sowie eigenständige Entdeckungen am besten lernen. Montessori – Lernen durch Selbstständigkeit »Kinder lernen auf natürliche Weise durch Aktivität. Ihre Charaktere entwickeln sich durch Freiheit«, sagte einst Maria Montessori. Sie lebte und wirkte im 20. Jahrhundert, war Ärztin und leitete ab 1907 ihr erstes Kinderhaus (Casa dei Bambini) in Rom. Auf Grundlage ihrer Beobachtungen und empirischen Forschungen entwickelte sie ein pädagogisches Konzept für die Begleitung und den Unterricht von Kindern und Jugendlichen. Maria Montessori prägte den Begriff der »Pädagogik vom Kinde aus«, wobei das einzelne Kind mit seinen Entwicklungsbedürfnissen im Mittelpunkt stehen sollte. Die heutige Montessori-Philosophie basiert auf den Prinzipien der italienischen Ärztin und Pädagogin. Der Montessori Bundesverband Deutschland e. V. fasst dies wie folgt zusammen: »Spaß am Lernen, an Grenzen stoßen, Hürden eigenständig überwinden, eigene Stärken erkennen und Schwächen respektieren, Fehler machen und daran wachsen – all das bestimmt den Alltag von Kindern und Jugendlichen in einer Montessori-Umgebung.« Kurz gesagt legt die Montessori-Pädagogik großen Wert auf Unabhängigkeit, freie Wahl und Selbstmotivation. Dabei geht man davon aus, dass Kinder von Natur aus lernen möchten und neugierig auf ihre Umgebung sind. Daraus folgt, ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Umgebung selbst zu erkunden und zu erforschen, ohne übermäßige Hilfe der Erwachsenen. Die Rolle der Eltern – beobachten und unterstützen Wie viel Unterstützung brauchen die Kleinen denn überhaupt? Und was macht die richtige Balance zwischen Hilfe und Eigenständigkeit aus? Als Elternteil ist man geneigt, den Kindern schon von Anfang an jeglichen Frust und Ärger ersparen zu wollen. Natürlich möchten Eltern, dass es ihrem Kind gut geht – zu viele künstliche Anreize zur Motivation oder auch Einschränkungen können laut Montessori jedoch, auch wenn sie natürlich gut gemeint sind, dazu führen, dass dem Kind wichtige Entwicklungsschritte vorweggenommen werden. Der Ansatz »dem Kind folgen« ist deshalb ein zentraler Bestandteil der Montessori-Pädagogik: Maria Montessori betonte, dass Kinder am besten lernen, wenn sie selbst einer inneren Motivation folgen dürfen. Allgemeine Anregungen für den Alltag • Lassen Sie das Kind möglichst viel selbst machen und beziehen Sie es mit ein, etwa durch einen sogenannten »Lernturm« (erhöhter Hocker mit Umrandung zum Festhalten, der auch leicht selbst gebaut werden kann). • Wichtige Dinge so aufbewahren, dass das Kind diese selbst erreichen kann. • Einfache Spielideen anbieten und immer wieder abwechseln: wie Schüttübungen mit Reis, Linsen oder Bohnen, Strohhalme in ein Sieb stecken, Sortierübungen mit Farben oder beispielsweise Socken. • Alltagsgegenstände in passender Kindergröße bereitstellen (z. B. Besteck, Geschirr, aber auch Scheren, Messer und Werkzeug), eine kleine Garderobe, Kleidung in niedrigen Kommoden oder Kindertisch mit passendem Sessel. • Ein bodennahes Bett oder eine Matratze zum Schlafen, damit das Kind selbst ein- und aussteigen kann. Alnatura Magazin September 2024 43
Laden...
Laden...