Aufrufe
vor 8 Monaten

Alnatura Magazin September 2022

  • Text
  • Seacleaners
  • Yoga
  • Haarpflege
  • Burrata
  • Mozzerella
  • Olivenoel
  • Apulien
  • Primitivo
  • Parmigiano reggiano
  • Pecorino
  • Grana padano
  • Orecchiette
  • Italien
  • Dauerpreis
  • Pasta
Italien Spezial: A tavola in Apulien // Zu Besuch bei Olivenölproduzenten in Süditalien // Naturdrogerie: Gepflegtes Haar im Sommer

ZU BESUCH BEI POLVANERA

ZU BESUCH BEI POLVANERA ZU BESUCH BEI POLVANERA »Kalkgestein, Sonne und eine Meeresbrise – mehr braucht es nicht für guten Wein.« Filippo Cassano, Inhaber Weingut Polvanera Der ehrliche Primitivo Inmitten einer einzigartigen apulischen Landschaft mit Weingütern, Steinmauern und Flaum-Eichen liegt das Landgut Polvanera mit seinem tief in den Kalkstein gegrabenen Weinkeller. Viel Sonne und eine stete Meeresbrise tun ihr Übriges, um den Primitivo-Trauben die Substanz zu verleihen, die den Wein von Polvanera so ehrlich macht. P ietra è Poesia« lesen wir auf einem Schild auf der Autobahn in Richtung Bari, der Hauptstadt Apuliens. Die drei Worte haben eine wunderbare Melodie: »Pietra è Poesia« – Gestein, das ist Poesie. Die historischen Städte Apuliens sind aus dem hellen Kalkstein der Hochebene Alta Murgia gebaut und verleihen ihnen eine unaufdringliche Eleganz. Olivenbäume überleben die Trockenheit und Sommerhitze dank des gespeicherten Wassers im ausgespülten Kalkgestein. Regenwasser hat in den Felsen unterirdische Seen und Flüsse geschaffen. Grotten werden zu Touristenattraktionen. Die Wurzeln von Weinreben dringen tief in das an Mineralien so reiche Gestein ein. Sie geben dem Wein der Alta Murgia einen unverwechselbaren Charakter. GESTEIN, DAS IST POESIE »Dalla Pietra«, deutsch »Aus dem Stein«, sind Urgedanke und Philosophie von Polvanera- Gründer und Önologe Filippo Cassano, mit denen er sein Weingut aufbaute: »Die Natur bietet alles, was es für ein guten Wein braucht: die Sonne des Südens, einen humusarmen, aber an Mineralien reichen Boden, wenig Regen und vor allem den Meereswind von der Adria und dem Ionischen Meer, der über die hoch gelegene Ebene weht. Und natürlich die robuste Traube Primitivo Gioia del Colle.« Filippo Cassano wollte immer einen ehrlichen Primitivo, einen, dem seine Herkunft und vor allen Dingen das Gestein, auf dem er wächst, anzumerken ist. Um den reinen Geschmack nicht durch Holznoten zu verändern, verzichtet er ganz bewusst darauf, den Wein in Holzfässern reifen zu lassen. Filippo Cassano setzt auf Edelstahltanks, Flaschenreifung und auf Bio. Der Primitivo Im 17. Jahrhundert entdeckte der Geistliche Filippo Indellicati in seinem gemischten Weingarten in Gioia del Colle eine Rebe, die früher als die anderen reifte und dadurch von Krankheiten und Schimmel weitestgehend verschont blieb. Die Traube war im Mittelalter von Menschen aus Kroatien mitgebracht worden, als diese vor den Osmanen flüchteten. Filippo Indellicati nannte die Traube Primativo – die Erste. Später wurde sie in AUF ANHIEB EIN FINALIST Der Erfolg gibt ihm recht: Sein Primitivo Gioia del Colle findet sich 2022 in renommierten Weinführern wie »I vini di Veronelli« und »Doctor Wine« wieder. Gerne erzählt Ehefrau Maria ihren Gästen bei einer Verkostung, wie es zu der Erfolgsgeschichte kam: Filippo kaufte 1999 zehn Hektar Land und pflanzte die Rebsorte Primitivo Gioia del Colle an. Nach drei Jahren konnte er die ersten Trauben ernten und 6 000 Flaschen abfüllen. Mit dem in Italien urtypischen dreirädrigen Kleintransporter Piaggio vertrieb er seinen Wein im Umkreis von 30 Kilometern. Drei Jahre später stand ein Journalist vor seiner Tür, er hätte von einem sehr guten Wein gehört und würde ihn gerne verkosten. Vom Geschmack beeindruckt, spornte er Filippo dazu an, den Wein für den renommierten Veronelli-Wettbewerb einzusenden. Doch Filippo wollte erst nicht: »Ich hatte nicht einmal ein Etikett.« Am Ende willigte er ein, suchte zwei Abfüllungen heraus, schrieb auf zwei Zettel Polvanera 16 und Polvanera 17 – die Zahlen stehen für den Alkoholgehalt. Er befestigte sie mit Klebeband an den Flaschen und schickte diese fort, ohne Gioia del Colle Primitivo umbenannt. Als dann der produzierte Wein auch noch deutlich besser schmeckte als die gemischten Weine, bauten immer mehr Bauern von Gioia del Colle diese Traube an. So verbreitete sie sich mit der Zeit in ganz Apulien. 1987 bekam der Primitivo Gioia del Colle die Ursprungsbezeichnung DOC – Denominazione di origine controllata (Geschützte Ursprungsbezeichnung). Im Jahr 2000 wurde das Konsortium zum Schutz des Primitivo Gioia del Colle gegründet. Oben: Polvanera – ein Familienprojekt. Vier Generationen arbeiten Hand in Hand. Rechts: Acht Meter tief wurde der Weinkeller in das Felsgestein gehauen. Die gewonnenen Steine wurden für Trockenmauern rund um das Weingut genutzt. große Erwartungen zu hegen. 8 000 Weinproduzenten nahmen an dem Wettbewerb teil. Doch das Unglaubliche geschah. Der Wein von Polvanera kam ins Finale der besten 20 Weine und schaffte es auf Platz 18! Danach klingelten bei ihm die Telefone heiß. DIE MUTTER DES PRIMITIVO Aber Filippo ist kein Mensch, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Polvanera zeichnet ein Mix aus Tradition und Inno vation aus. Filippo hört den Alten gerne zu. »Man lernt nie aus«, sagt er, und er hat seine Überzeugungen: »Eine gesunde Wein pflanze sollte weder Dünger noch Pflanzenschutz brauchen.« Polvanera arbeitet deshalb gemeinsam mit einem Forschungs zentrum für Landwirtschaft an einem neuen Projekt: Auf einem seiner Weingärten wurde erstmals in Italien eine sehr alte Traubensorte gepflanzt. Sie heißt Argane und wurde in Österreich gefunden. »Sie ist die Mutter des Primitivo, wahrscheinlich vieler anderer Rebsorten, und sehr widerstandsfähig«, erklärt Filippo Cassano. Es bleibt spannend. KK Visitenkarte Primitivo Gioia del Colle IGT: • Gioia del Colle, Weinberg Marchesana; roter, eisenhaltiger Boden über Kalkfelsen • Ausbau: sechs Monate in Edelstahltanks; drei Monate in der Flasche • Alkoholgehalt: 14 Prozent • Farbe: tiefes Rubinrot mit veilchenblauen Reflexen • Nase: kräftige Aromen von reifen Kirschen, Brombeeren, Sauerkirschen und feine Ausklänge von Veilchen und Wildminze • Gaumen: voller, langer und weicher Geschmack, im Abgang zeigt sich ein schöner Bittermandelton 22 Alnatura Magazin September 2022 Alnatura Magazin September 2022 23

digitale Sammlung

Neu eingetroffen

© 2021 by Alnatura