Aufrufe
vor 3 Jahren

Alnatura Magazin September 2020

  • Text
  • Kueche
  • Vermeiden
  • Verpackungsziele
  • Einkaufen
  • Seifen
  • Mehr
  • Milchpreise
  • Pasta
  • Laselva
  • Tomatensauce
  • Fenchel
  • Crumble
  • Tomatensauce
  • Lieblingsschokolade
  • Restekueche
  • Tomaten
  • Italien
  • Kostbar
Rezeptideen mit Tomaten / Hersteller-Reportage: Tomatenglück von LaSelva / Alnatura Initiative: Faire Preise für unsere Milchbauern

40 JAHRE »ALTERNATIVER

40 JAHRE »ALTERNATIVER NOBELPREIS« Eine wilde Liebe für die Erde Für den Schutz der Wildnis und die Bewahrung natürlicher Lebensgrundlagen hat Michael Succow fast alle Länder dieser Welt bereist. Dank seines unermüdlichen Einsatzes konnten auf der ganzen Welt Millionen von Hektar zu Naturschutzgebieten erklärt werden. Vor 30 Jahren stellte er als stellvertretender Umweltminister in der untergehenden DDR fast fünf Prozent der neuen Bundes länder unter Schutz. Dafür erhielt der inzwischen 79-Jährige 1997 den »Alternativen Nobelpreis«. Michael Succow, 1941 als Sohn eines Landwirts in Lüderdorf bei Bad Freienwalde geboren, hätte mit seiner Statur auch einen stillen und bescheidenen Schafhüter abgeben können, der mit weitem Blick seine Herde hütet. Doch das Schicksal im geteilten Deutschland und globale Leben als Aktivist seit der Wende sollten ihn zu einem der erfolgreichsten – wenn auch bis heute weitgehend unbekannten – Naturschützer der Gegenwart machen. In der DDR aufgewachsen, schuf er mit der strenggläubigen Mutter im heimischen Garten kleine Paradiese – die Samen für seine wilde Liebe zur Schöpfung waren damit gesetzt. Als guter Schüler durfte er Biologie studieren und als Assistent an die Uni gehen. Doch seine offene Solidarität mit dem Prager Frühling machten ihn 1969 zum Feind des »real existierenden Sozialismus«, der den jungen Dissidenten in die Moorforschung verbannte. Succows Liebe zur Natur wuchs dort weiter und machte ihn zum international renommierten Spezialisten für die Renaturierung zerstörter Flächen. Krisen kreativ nutzen Als das marode politische System 20 Jahre später zerbrach, holte DDR-Ministerpräsident Modrow den Dissidenten ins Ost-Berliner Umweltministerium. Michael Succow ergriff die Chance: »Da gab es keine Dienstberatung und Dienstaufträge und keine Gehälter«, erinnert er sich. »Sondern ich sagte: Wir haben jetzt eine kurze Phase, ein ganz kleines Zeitfenster und brauchen die bedingungslose Bereitschaft mitzumachen.« Innerhalb von Wochen gelang es ihm und seinem kleinen Team, weite Flächen der neuen Bundesländer als fünf Nationalparks und sechs Biosphärenreservate unter Schutz zu stellen und den Öko-Deal im Einigungsvertrag verfassungsrechtlich zu sichern. Für dieses Engagement – »natürliche Ökosysteme von außergewöhnlichem Wert für künftige Generationen zu erhalten« – erhielt er 1997 den »Alternativen Nobelpreis«. Noch im Lauf des Jahres 1990 zog sich Michael Succow aus der aktiven Politik zurück, die Strategie aber, Krisen kreativ zu nutzen, entwickelte er bis zur Perfektion. Er konzentrierte sich darauf, die Länder Asiens darin zu unterstützen, den »Kapitalstock Natur«, über den sie noch im Über- Michael Succows Thesen Michael Succow erhielt 1997 den »Alternativen Nobelpreis«. Er ist überzeugt: • Die Menschen dürfen nicht länger als Herrscher, Ausbeuter und Zerstörer der Natur handeln, sie müssen sich als Teil des ökologisch gebauten Hauses Erde empfinden. • Das Wirtschaften im Einklang mit der Natur, der absolute Schutz der noch unberührten Natur und die längst überfällige Inwertsetzung ökologischer Leistungen sind die Gebote der Stunde. • Der Schutz der Natur ist kein Luxus, sondern eine der bedeutendsten Sozialleistungen für den Fortbestand der menschlichen Gesellschaft. maß verfügen, zu bewahren. Den mongolischen Staatschef überzeugte er kurz nach dem Kollaps der UdSSR davon, einen Großteil seines Landes zum Biosphärenreservat zu erklären und zwanzig Naturschutzgebiete einzurichten. Ähnliches gelang in Lettland oder bei der Ausweisung des Großen Arktischen Schutzgebiets auf der Taimyrhalbinsel in Sibirien. Im Tian-Shan-Gebirge im kirgisischchinesischen Grenzgebiet engagierte er sich erfolgreich für den Schutz weiter unberührter Flächen als Weltkulturerbe. 46 Alnatura Magazin September 2020

Der Right Livelihood Award kurz gefasst Der Right Livelihood Award, eher bekannt als der »Alternative Nobelpreis«, wird seit 40 Jahren an Menschen verliehen, die erfolgreich an einer nachhaltigen, gerechten und friedlichen Zukunft bauen. Die bislang ausgezeichneten 178 Persönlichkeiten aus 70 Ländern gelten als »Heldinnen und Helden der Gegenwart« und Pionierinnen und Pioniere einer besseren Welt. Die schwedische Right Livelihood Foundation, die den Award vergibt, sieht ihre Rolle als Sprachrohr und Schutzschild für die Menschen, die den Preis erhalten und unterstützt diese dauerhaft. In Deutschland kann die Stiftung mit steuerabzugsfähigen Spenden unterstützt werden: Dachstiftung für individuelles Schenken, IBAN: DE 9743 0609 6701 0370 0802 Mehr Infos unter rightlivelihoodaward.org succow-stiftung.de Für Kasachstan wurde ein Programm mit 16 Biosphärenreservaten entwickelt. Ähnliches gelang ihm in Aserbaidschan, wo nun fünf Prozent der Landesfläche geschützt sind. Allein auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka wurden vier Millionen Hektar Naturlandschaft gesichert, eine Region fast so groß wie die Schweiz. So entstanden in Asien riesige Naturschutzgebiete, in denen weder Bodenschätze abgebaut werden dürfen noch ins natürliche Gleichgewicht einge griffen werden darf. Von der Natur lernen Michael Succow, der mit dem Preisgeld seine eigene Stiftung gründete, wurde daheim und weltweit zum Berater in Sachen Wildnis- und Naturschutz, der Regeneration zerstörter Landschaften und der Agrarwende. »Für mich ist die Natur der große Lehrmeister«, betont er. »Und wir sind gut beraten, so viel wie möglich von ihr zu lernen und nicht – was ein Teil der Wissenschaft versucht – schlauer sein zu wollen als die Natur.« Der Forscher und Dissident, Politiker, Aktivist und weltweite Wildnisschützer ist nicht etwa im Ruhestand. Im Gegenteil: Auch mit fast 80 Jahren berät er Ministerien, spricht auf Demos der Fridays-for-Future-Jugend, reist lehrend, mahnend und beratend um die Welt. Die wilde Liebe zur Erde dauert ein Leben lang. GvL In der nächsten Ausgabe berichten wir über die Menschenrechtlerin Aminatou Haidar.

digitale Sammlung

Neu eingetroffen

© 2021 by Alnatura