NATÜRLICHE PFLEGE »Kurze Pflegerituale sind die beste Form der Selbstliebe« Fünf Fragen an Jessie Weiß, Gründerin von Journelles, dem größten unabhängigen Mode-Blogazine in Deutschland Was sind Ihre Must-haves in der Gesichtspflege? »Meine Gesichtspflege halte ich gerne ›short and sweet‹. Ich bin großer Fan von Dr. Hauschka, deshalb fange ich morgens nach der Reinigung direkt mit dem klärenden Gesichtstonikum von Dr. Hauschka an, das gut für meine Mischhaut ist. Es ist sowohl morgens als auch abends die Basis für meine Pflegeroutine. Danach nehme ich seit Jahren schon das aus gleichende Tages fluid, weil es die hormonell bedingten Unreinheiten beruhigt, die ich zum Beispiel am Kinn habe. Das ist meine Tages creme. Abends benutze ich das Nachtserum. In der Schwangerschaft hatte ich zusätzlich noch einige Weleda- Produkte zu Hause.« Seren, Öle, Masken – brauche ich das alles wirklich? »Ich liebe Seren und habe viele Produkte von verschiedenen Marken. Mit dem Nachtserum von Dr. Hauschka fühlt sich meine Haut sofort praller an. Das spürt man auch noch am nächsten Morgen. In meinem Job teste ich immer wieder ganz unterschiedliche Produkte. Ich nutze nicht immer durchgehend exakt dasselbe, zumal man im Sommer andere Produkte aufträgt als im Herbst und Winter. Da nehme ich in der Regel eine sehr reichhaltige Gesichtscreme. Man sollte je nach Saison und Trockenheit der Luft ein bisschen abwägen. Ich gehe regelmäßig zur Kosmetikerin, die natürlich auch Masken verwendet. Das ist luxuriös und schön, aber zu Hause benutze ich so gut wie nie Masken, weil mir dafür die Zeit fehlt. Öle sind wegen meiner Mischhaut für mich nicht so wichtig, ich habe nur meine Babybäuche immer mit dem Schwangerschafts-Pflegeöl von Weleda eingerieben. Und es gibt auch viele kleine Start-ups, die in diesem Bereich tolle neue Produkte entwickelt haben.« Warum ist Ihnen persönlich Naturkosmetik wichtig? Wie sind Ihre Erfahrungen damit? »Die Geschichte hinter dem, was ich auf meine Haut auftrage, wird mir immer wichtiger. Tatsächlich habe ich durch meine Schwangerschaften angefangen, darüber nachzudenken, was ich benutze. Zu wissen, was drin ist und wo es hergestellt wird, hat heute einen viel höheren Stellenwert als noch vor 10, 15 Jahren. Damals hatten Bio-Märkte ein eher angestaubtes Image, und sie waren in Berlin das Uncoolste, was man betreten konnte. Da hat sich ja glücklicherweise eine 180-Grad-Wende vollzogen. Das Wissen darum, welche Pflanze wie wirkt, ist von großer Bedeutung, und das weiß ich viel mehr zu schätzen als früher. Ich möchte ein langes, schönes, gesundes Leben führen, und dazu gehört für mich Naturkosmetik. Sie entwickelt sich stetig weiter, wird immer besser und ist die einzige nachhaltige Möglichkeit für unsere Zukunft.« Mehr von Jessie Wer Jessies Familien-, Modeund Beauty-Alltag miterleben möchte, kann ihre Stories auf Instagram anschauen: @ journelles Mit ihrem Mann Johan Fink betreibt Jessie den neuen Podcast »Maison Journelles – Wir kaufen uns ein Haus«, bei dem es darum geht, wie die junge Familie bei einer Zwangsversteigerung in Berlin den Höchstpreis bietet und damit über Nacht zum Besitzer eines alten Hauses wird, das sie noch nie von innen gesehen hat. Zu verfolgen auch auf Instagram: @ maison.journelles Jessies erfolgreiches Mode-Blogazine (Beauty zu finden unter »Schönes«): journelles.de Haben Sie spezielle Hautpflege-DIYs für die Gesichtshaut im Herbst? »Das Einzige, was ich schon öfter gemacht habe, ist Heilerde anrühren. Es ist zwar eine ziemlich schmutzige Angelegenheit, diese Erde aufzutragen, aber ich schwöre nach wie vor darauf – bei mir hilft das unheimlich gut!« Wie integrieren Sie Ihre Gesichtspflege routine in den Alltag mit drei Kindern, was hat sich seitdem verändert? »Mit drei Kindern hat man ja nicht viel Zeit, es muss schnell gehen. Ich schließe mich gerne im Badezimmer ein, was die Kinder natürlich nicht davon abhält, an die Tür zu klopfen. Immer muss jemand auf Toilette, wenn ich gerade im Bad bin. Trotzdem ist das ein bisschen ›Me-time‹. Die fünf Minuten länger nehme ich mir, weil es einfach für mein Wohlbefinden und Selbstwertgefühl einen Unterschied macht, zu wissen, ich habe jetzt auch mal etwas für mich gemacht. Durch die Lockdowns hat sich viel verändert: Jede Zeit für sich selbst war plötzlich essenziell, wenn man so eng beisammen ist. Deshalb habe ich auch angefangen, viel mehr Sport zu machen beziehungsweise überhaupt eine Sportroutine zu entwickeln. Zu Hause, zum Teil mit den Kindern auf mir drauf und drumherum turnend. Ich war in Bestform! Dann wurde ich wieder schwanger, bin aber immer drangeblieben am Sport. Auch die Pflegeroutine bleibt: Es sind wirklich wenige Momente am Tag, die man für sich hat. Vor allem abends nutze ich daher die Zeit, wenn die Kinder im Bett sind. Gut abschminken ist das A und O! Ich habe die Gesichtsroutine einer Französin gesehen, die das auch sagte. Wenn man sein Gesicht nicht säubert, bekommt man am nächsten Tag die Quittung. Ich benutze nicht viel Make-up, es dauert also nicht lange mit dem Abschminken. Seit meinem letzten Besuch bei der Zahnärztin benutze ich jeden Abend Zahnseide, das gehört auch zu meinem Abendritual. Und natürlich trage ich das Nacht serum auf. Diese kurzen Rituale sind für mich die beste Form der Selbstliebe.« Das Interview führte Maren Kratz. 34 Alnatura Magazin Oktober 2022
NATÜRLICHE PFLEGE Naturkosmetik- Spezial zu können, sollte man der Haut ungefähr sieben Wochen Zeit geben mit der neuen Pflegeroutine. Bei Mischhaut oder öliger Haut kann das Serum als Tagespflege ausreichen und es ist keine zusätzliche Creme nötig. Bei beanspruchter, trockener Haut eignen sich ölhaltige Seren. Im Gegensatz zu Seren sind Ampullen nicht für den täglichen Gebrauch gedacht, sondern sollen ein schnelles Ergebnis in kurzer Zeit bieten und können wie eine Kur verwendet werden. Gesichtsöle: HOCHWERTIGE PFLEGE Gesichtsöle gibt es für alle Hauttypen. Sie können als Tagesoder Nachtpflege verwendet werden: einfach ein paar Tropfen in die noch feuchte, gereinigte Haut massieren, denn auf feuchter Haut zieht Öl besser ein. Hochwertige, kalt gepresste pflanzliche Öle sind reich an ungesättigten Fettsäuren, die die Haut gut aufnehmen kann. Auch unter den pflanzlichen Fetten und Ölen gibt es übrigens komedogene, also Mitesser auslösende, die für fettige und Mischhaut weniger geeignet sind. Dazu zählen zum Beispiel Kokosöl, Kakaobutter oder Olivenöl. Sie sind eher für trockene Haut geeignet. Nicht komedogen, also für zu Unreinheiten neigende Haut geeignet, sind beispielsweise Arganöl, Sheabutter, Jojobaöl und Hanföl. Mineralöle wie zum Beispiel Vaseline oder Paraffin sowie Silikone sind auch kome dogen und in zertifizierter Naturkosmetik sowieso tabu. Gesichtsöl unter die Pflege mischen So geht’s: Für eine besonders reichhaltige Pflege Ihre gewohnte Tagescreme in der Hand mit ein paar Tropfen Gesichtsöl vermischen und auf das Gesicht auftragen. Augenpartie aussparen – hier kommt die Augenpflege zum Einsatz. So sind Sie in der kalten Jahreszeit noch besser gegen das Austrocknen der Haut geschützt. DIE EXTRAPORTION ZUWENDUNG FÜR DEN KOMMENDEN WINTER Die Haut ist jetzt wieder dem steten Wechsel von Kälte, Niederschlag, Wind einerseits und warmer, trockener Heizungsluft andererseits ausgesetzt. Die Gesichtspflege darf daher nun reichhaltiger ausfallen, der Anteil an hochwertigen Pflanzen - ölen in den Pflegeprodukten darf höher sein. Morgens und zwischen durch die Lippen nicht vergessen: Naturkosmetik- Lippenpflege schützt die zarte Haut mit reinen, pflanzlichen Wachsen, Pflanzenbutter oder -ölen. Zusätzlich zur fetthaltigeren Tagespflege helfen Masken, die strapazierte Gesichtshaut zu entspannen und zu schützen. Tragen Sie sie am besten ein- bis zweimal pro Woche abends nach der Gesichtsreinigung auf. Für die Reinigung nehmen Sie nun vorzugsweise rückfettende Produkte wie eine Reinigungsmilch oder ein Abschmink-Öl. So wird die Haut nicht ausgetrocknet und fühlt sich geschmeidig an. MGK Alnatura Magazin Oktober 2022 35
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