WARENKUNDE Hafer Die robuste Haferpflanze gehört zur großen Familie der Süßgräser und trägt den schönen lateinischen Namen Avena sativa. Das ursprünglich aus Westasien stammende Getreide kam als »Unkraut« nach Europa und ist nun in der Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Jetzt, im Herbst, wenn die Tage kühler und dunkler werden, freuen wir uns über eine warme, sättigende Mahlzeit und haben mit diesem Getreide eine wahre Wohlfühlzutat. KL Ein junges Getreide, das seinen Weg geht Während beispielsweise Weizen und Gerste schon mit Beginn des Ackerbaus vor mehr als 10 000 Jahren kultiviert wurden, hat der Hafer erst vor 3 000 Jahren seinen Einzug als Kulturpflanze gehalten. Endlich wurde dann sein Wert erkannt: Seine Widerstandskraft lässt ihn auch auf kargen Böden gedeihen und seine guten ernährungsphysiologischen Eigenschaften machen ihn ganz besonders. Bis ins 18. Jahrhundert hinein gehörte Hafer in Form von Hafergrütze zu den am meisten verzehrten Lebensmitteln. Jedoch wurde ihm dann sein verhältnismäßig geringer Glutengehalt und die somit fehlende Backeigenschaft zum Verhängnis: Als die Preise für Weizen und Roggen sanken, verdrängte das Brot den Getreidebrei allmählich in seiner Beliebtheit. Ebenso trug die leichter zu kultivierende Kartoffel einen großen Teil dazu bei, dass Hafergrütze zunehmend vom Speiseplan verschwand – mit Ausnahme von Großbritannien, wo Porridge nach wie vor als Nationalspeise sehr beliebt ist. Kleinblatt oder Großblatt? Die großblättrige Variante, auch »kernige Haferflocken« genannt, besteht aus einem ganzen gepressten Haferkern und braucht dementsprechend länger zum Einweichen. Die Kleinblatt-Haferflocken oder auch »zarte Haferflocken« sind im Gegensatz dazu weicher, da sie aus klein geschnittenen Haferkernen gewonnen werden. 14 Alnatura Magazin Oktober 2021
Vielfältig in der Zubereitung Dem Einsatz von Hafer ist in unserer Küche wirklich keine Grenze gesetzt: Sei es in lockeren Haferkeksen oder im milden Vollkornbrot. Aber auch im fruchtigen Frischkornmüsli, im warmen Getreidebrei oder in pikanten Haferbratlingen ist das aromatische Korn ein wahrer Genuss. Wussten Sie, dass der Haferkern sogar ähnlich wie Reis gekocht und zubereitet werden kann? Waschen Sie die Kerne vor dem Kochen gründlich ab und bringen Sie sie mit der doppelten Menge Wasser zum Kochen. Nun bei niedriger Hitze für circa 30 Minuten kochen lassen und dann abgießen. Kleiner Tipp: Wenn Sie den Hafer vorher ein bis zwei Stunden einweichen, verkürzt sich die Garzeit. Wie wird denn aus Hafer der Haferdrink? Die Herstellung von Haferdrink verläuft im Prinzip so: Entspelzter Hafer wird mit viel Wasser gekocht und zu einem Brei vermaischt. Diesem Brei werden Enzyme (zum Beispiel kohlenhydratspaltende Amylasen) zugesetzt, die eine Fermentation in Gang bringen. Die enthaltene Stärke wird nun in ihre einzelnen Zuckerbausteine gespalten. Anschließend wird diese Masse filtriert und die verbleibenden festen Bestandteile können beispielsweise als Tierfutter verwendet werden. Das Getränk selbst schmeckt jetzt süßlich und aromatisch. Um eine angenehme Konsistenz zu erreichen, fügt man dem Haferdrink etwas pflanzliches Öl hinzu, sodass eine milchige Wasser-Öl-Emulsion entsteht. Wer tierische Produkte in seiner Ernährung reduzieren oder auf Laktose verzichten möchte, hat mit dem wohlschmeckenden Haferdrink eine rein pflanzliche, laktose freie Milchalternative. Voller Tatendrang Sicherlich kennen Sie die Aussage »Dich sticht wohl der Hafer«. Wo mag das wohl herkommen? Wenn jemanden »der Hafer sticht«, dann verhält er sich eher übermütig und ist voller Energie. Diese umgangssprachliche Redewendung stammt aus der Pferdehaltung: Reichlich mit Hafer gefütterte Pferde sprühen nur so vor Energie und sind vor Tatendrang kaum zu bremsen. Ihnen schmeckt dieses vielseitige Getreide also auch. Alnatura Magazin Oktober 2021 15
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