ALNATURA BEWEGT Wie die Umstellung auf Bio gelingt Im Rahmen der Alnatura Bio-Bauern-Initiative unterstützt Alnatura seit 2015 Höfe bei der Umstellung auf den Bio-Landbau. Einer dieser Höfe ist die Schlagmühle im hessischen Hofheim-Wallau. Im Rahmen der Hessischen BioTage 2023 hat die Schlagmühle gemeinsam mit Alnatura ihre Tore geöffnet und gewährte Einblicke in den Prozess der Umstellung auf den Bio-Landbau. Das Alnatura Magazin war dabei. S eit 2021 laden die 13 hessischen Ökomodell-Regionen jährlich im September zu den hessischen BioTagen ein. Die BioTage zeigen einen bunten Querschnitt durch die vielfältigen Projekte – für einen Zeitraum von zwei Wochen öffnen hessenweit zahlreiche Bio-Betriebe ihre Tore und geben einen authentischen Einblick in die nachhaltige Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung. In diesem Jahr neu dabei ist auch die Schlagmühle bei Wallau, welche 2023 mit ihrem Umstellungskonzept überzeugen und sich damit eine finanzielle Förderung des NABU sichern konnte. Die Schlagmühle wird bereits seit vielen Generationen von der Familie Tempel bewirtschaftet. Alles begann mit einer Mühle. »Wir sind mittlerweile die 13. Generation, und auch wenn seit den 1970er-Jahren in der Mühle kein Mehl mehr gemahlen wird, sind wir der Landwirtschaft treu geblieben«, erzählt Annkathrin Tempel, die heute mit ihren Eltern Gerhard Tempel und Ursula Cramer-Tempel sowie mit ihrem Freund Boris Annkathrin Tempel und Boris Danielowski betreiben die Schlagmühle bereits in der 13. Generation. 16 Alnatura Magazin November 2023
ALNATURA BEWEGT Ein weiterer Hof in Deutschland, der auf Bio umgestellt wurde: die Schlagmühle im hessischen Wallau. Danielowski den Hof betreibt. Aber sie führen den Hof nicht einfach weiter – es gibt eine gravierende Veränderung: Der Hof wird seit Sommer 2021 auf bio umgestellt. Die rund hundert Hektar landwirtschaftliche Fläche sehen seitdem keine Pestizide mehr, dafür steigt die Bio diversität. »Da wir selbst Bio-Lebensmittel kaufen, war für uns klar, dass wir etwas verändern müssen. Ich wollte den Hof nicht übernehmen, um Chemikalien einzusetzen und mit engen Fruchtfolgen weiter zu machen«, so die Neu-Bio-Landwirtin. »Die alte, konventionelle Fruchtfolge bestand aus wenigen Arten – hauptsächlich aus Weizen, Gerste, Raps und Zuckerrüben. Die neue Fruchtfolge ist siebengliedrig, das heißt erst nach sieben Jahren steht dieselbe Frucht wieder auf demselben Acker. Wichtige Bestandteile der neuen Fruchtfolge sind Luzerne gras, Getreide, Leguminose und Zuckerrübe.« Nun ist die Übergangszeit vorbei, die beispielsweise davon geprägt war, dass der angebaute Weizen zunächst nur an die Tiere verfüttert werden durfte. »Jetzt wird es spannend, die Aus saat, die wir in diesem Herbst ausbringen, wird die erste ›richtige‹ Bio-Aussaat sein und es werden bei uns neben Weizen nun auch Roggen, Hafer und Dinkel biologisch als Speiseware angebaut.« HERAUSFORDERUNGEN BEI DER UMSTELLUNG Zukünftig wird das Bio-Getreide beispielsweise an die Bio-Erzeugergemeinschaft Kornbauer im nahen Rheinland-Pfalz geliefert. Diese beliefert wiederum unter anderem die »Das Unkraut in den Griff zu bekommen, ist eine Herausforderung. Wir beseitigen es mit mechanischen Methoden wie Striegel und Hacke.« Annkathrin Tempel Bio-Bäckerei Kaiser in Mainz-Kastel, deren Backwaren unter anderem in den Alnatura Märkten im Rhein-Main-Gebiet, in Südhessen sowie in Teilen von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg erhältlich sind. Wir möch ten wissen, was die größten Herausforderungen bei der Umstellung auf Bio waren oder noch sind: »Da wir bis auf die Hühner ein viehloser Betrieb und somit ohne Mist sind, ist die Herausforderung, wie unsere Felder die Nährstoffe bekommen. Momentan steht uns im Grunde nur Festmist zur Ver fügung. Viel praktischer wäre natürlich Gülle, einfach weil sie flüssig ist – gerade wenn es tagelang trocken ist. Und der Pferde mist, den wir von unseren Nachbarhöfen beziehen, ist überdies auch sehr strohig. Aber es funktioniert«, erklärt Annkathrin Tempel und fährt fort: »Das Unkraut in den Griff zu bekommen, ist eine weitere Herausforderung, denn wir verzichten auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel. So beseitigen wir das Unkraut jetzt mit mechanischen Methoden, haben dafür Striegel und Hacke gekauft und setzen darüber hinaus auf gut durchdachte Fruchtfolgen.« Unter anderem um solche Anschaffungen zu realisieren, ist Annkathrin Tempel froh über die Förderung des NABU. »Als wir vom Projekt ›Gemeinsam Boden gut machen‹ erfahren haben, 225 Hühner und drei Hähne haben viel Auslauf, ein mobiles Dach und Bio-Futter zur Verfügung. zögerten wir nicht lange und verschickten unsere Bewerbung. Der für unsere Gegend zuständige Bioland-Betreuer hat auch noch eine Empfehlung geschrieben. Im letzten Jahr haben wir dann die Förderung erhalten und die Umstellung gestartet. Jetzt sind wir so weit und wollen den eingeschlagenen Weg in jeder Hinsicht weiter gehen.« Dazu gehören auch der Ausbau der Direktvermarktung in Form eines Hofladens auf dem schönen und malerischen Mühlenareal sowie ein Bauernhof pädagogik-Konzept. Damit konnten sie direkt loslegen: Die ersten Interessierten, darunter viele Familien mit Kindern, waren am Tag der offenen Tür zur Schlagmühle gekommen und wurden im Rahmen der hessischen BioTage vom Team der Schlagmühle und Alnatura willkommen geheißen. mf Die Alnatura Bio-Bauern-Initiative Seit 2015 engagiert sich Alnatura im Rahmen der Alnatura Bio-Bauern-Initiative (ABBI) für das Förderprojekt »Gemeinsam Boden gut machen« des Naturschutzbundes Deutschland e. V. (NABU), das Bäuerinnen und Bauern bei der Umstellung auf den Bio- Landbau finanziell unterstützt. 102 Höfe mit einer bewirtschafteten Gesamtfläche von rund 17 700 Hektar wurden von 2015 bis 2023 im Rahmen der Alnatura Bio-Bauern- Initiative mit insgesamt rund 2,6 Millionen Euro bei der Umstellung auf den ökologischen Landbau gefördert.
Laden...
Laden...
Laden...