JUBILÄUMS-SONDERSEITEN Die Geburtsstunde der biologischen Landwirtschaft Alnatura ist seit seiner Gründung vor 40 Jahren ein großer Unterstützer der biologischen Landwirtschaft und fördert deren Ausbau in Deutschland mit der Alnatura Bio-Bauern-Initiative. Dabei gibt es Bio in der Landwirtschaft bereits seit rund hundert Jahren. Erfahren Sie, wie es dazu kam. 42 Alnatura Magazin März 2024
JUBILÄUMS-SONDERSEITEN D ie biologische Landwirtschaft entstand Mitte der 1920er-Jahre unabhängig voneinander praktisch zeitgleich in England und in Deutschland. Also vor rund hundert Jahren. In England war es die Gutsherrin Eve Balfour, die mit Freundinnen und Freunden aus Medizin, Naturwissenschaft und Landwirtschaft überlegte und experimentierte, wie man die Fruchtbarkeit von Böden, Pflanzen und Tieren bewahren sowie die Qualität der erzeugten Nahrungsmittel steigern könne. Denn seinerzeit wurde erstmals mit großtechnisch hergestelltem mineralischem Stickstoff gedüngt. Außerdem wurden neue Chemikalien gegen unerwünschte Insekten und Mikroorganismen im Pflanzenbau eingesetzt. Mit dem Ergebnis, dass die Bodenfruchtbarkeit unter dem damals neuen Dünger litt (und bis heute da runter leidet). Eve Balfour und ihre Mitstreiter gründeten die Soil Association, die bis heute besteht. In Deutschland wandten sich ganzheitlich denkende Bäuerinnen und Bauern sowie in der Naturwissenschaft Tätige mit der Frage an Rudolf Steiner, wie den durch die synthetischen Dünger bedingten Problemen begegnet werden könne. Seine Antwort: Fruchtfolge statt Monokultur, Pflanzenbau und Viehwirtschaft in ausge glichenem Verhält nis sowie Düngen der Felder mit Mist und Kompost anstatt mineralischem Dünger. Vor allem aber: Bereitung und Anwendung der biologisch-dynamischen Präparate. SPEZIFISCH BIODYNAMISCH Rudolf Steiner wählte 1924 in seiner später als »Landwirtschaftlicher Kurs« bezeichneten Vortragsreihe eine erweiterte Perspektive. Er machte seine Zuhörerschaft auf die Zusammenhänge von Landwirtschaft und Landschaft aufmerksam – ein seinerzeit neuer ökologischer Blick. Er regte an, die einzelne Landwirtschaft als Organismus, ja als Individualität zu begreifen und zu entwickeln. Und er ordnete das Gedeihen in der Landwirtschaft (also Fruchtbarkeit und Wachstum) in eine kos mische Perspektive ein. Insbesondere aber entwickelte Rudolf Steiner aus Heilpflanzen sowie tierischen und mineralischen Komponenten Präparate. Sie werden wie homöo pathische Mittel in exakt beschriebener Weise unter Einbezug bestimmter Rhythmen und jahreszeitlicher Vorgaben hergestellt und in geringsten Mengen genutzt. Einige der Präparate werden zum Mist und Kompost gegeben, andere auf den Boden und die wachsenden Pflanzenbestände ausgebracht. Demeter-Bäuerinnen und -Bauern vergraben dazu unter anderem mit Mist oder fein gemahlenem Quarz gefüllte Kuhhörner in der Erde, lassen sie dort Kräfte sammeln und bringen die Substanzen rhythmisch verdünnt auf die Felder beziehungsweise den wachsenden Pflanzenbestand aus. Andere Zubereitungen werden dem Dünger beigemischt. Für diese landwirtschaftlichen Heilmittel hat sich der Begriff biologischdynamische Präparate etabliert. Der Wortbestandteil dynamisch verweist auf den Kräftehaushalt der Natur. Vor allem landwirtschaftliche Standorte, die hinsichtlich Böden und Klima benachteiligt sind, werden durch die biologisch-dynamischen Präparate unterstützt. Schon früh begannen die im steinerschen Sinne arbeitenden Bio-Landwirtinnen und -Landwirte damit, sich Regeln für ihre Arbeit und geschützte Zeichen für ihre Produkte zu geben. So in den 1960ern zum Beispiel bei Demeter. Gut 20 Jahre später verständigten sich Bio-Organisationen national (in Deutschland: Rahmenrichtlinien Öko-Landbau) und international (International Federation of Organic Agriculture Movements Basic Standards) grundsätzlich, was Öko-Landbau ist und was nicht. BIO-LANDWIRTSCHAFT OHNE GENTECHNIK Den internationalen Konsens der Branche, niedergelegt in den IFOAM Basic Standards seit 1986, nutzte die Europäische Kommission für ihre 1991 erlassene EG-Verordnung Ökolandbau (Nr. 2092/91). Die Verordnung wurde vielfach ergänzt und mehrmals re vidiert. Sie bildet heute als EU-Verordnung 2018/848 (mit rund 40 ergänzenden Verordnungen) ein 400-seitiges Gesetzeswerk, das die biologische Land- und Lebensmittelwirtschaft in Europa umfassend regelt. Das Gesetz entfaltet Gültigkeit über die Europäische Union hinaus; es gilt auch für Bio- Akteure in Nicht-EU-Ländern, die Bio für den Export produzieren und zertifizieren. Auch heute noch bedarf es einer weltweiten wachen Interessenvertretung, beispielsweise damit Gentechnik sicher aus der Bio-Landwirtschaft herausgehalten wird und der Wettbewerb fair bleibt. mh Bio-Genuss und sinnvolles Handeln – seit 1984 Seit 1984 entwickelt Alnatura Bio- Produkte mit dem Anspruch, Genuss und sinnvolles Handeln zu verbinden. Deshalb stecken in jedem Alnatura Produkt neben authentischem Geschmack, besten Bio-Zutaten und strengen Qualitätsgrund sätzen auch 40 Jahre Pionierarbeit im nachhaltigen Wirtschaften. Ob faire Partnerschaften, Engagement für mehr Tierwohl, Unterstützung für Bio-Höfe oder Klimaschutz: Seit jeher packt Alnatura wichtige The men an und bringt sie mit seinen Initiativen voran. Aber Götz E. Rehn begründete 1984 nicht nur eine der beliebtesten und vertrauenswürdigsten Lebensmittelmarken in Deutschland, drei Jahre nach der Gründung eröffnete er den ersten Alnatura Super Natur Markt in Mannheim. Sie kommen wahrscheinlich gerade aus einem der inzwischen rund 150 Märkte in Deutschland. In Ihrer Einkaufstasche stecken dann Produkte von Alnatura und weiteren Bio-Marken. Der Erfolg der Marke Alnatura und anderer Bio-Hersteller in unseren Märkten ist der von Partnern mit gemeinsamen Werten. Wir freuen uns, Ihnen auf unseren Jubiläumsseiten 2024 in jeder Ausgabe Einblicke rund um Alnatura zu geben und ausgewählte Partner vorstellen zu können. Apfelsaft und Olivenöl gehörten zu den ersten Alnatura Produkten in den 1980er-Jahren. Dr. Manon Haccius studierte Agrar wissenschaften. 13 Jahre lang arbeitete sie für die Verbände des Bio-Landbaus, bevor sie im Jahr 2000 zu Alnatura wechselte und dort den Bereich Qualitätsmanagement verantwortete. Heute ist sie als Autorin und Gutachterin tätig und steht Alnatura weiterhin beratend zur Seite. Alnatura Magazin März 2024 43
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