ALNATURA BEWEGT Kutterfisch verwendet sogenannte semipelagische Scherbrettnetze. Diese bewegen sich vorwiegend in der Wassersäule und berühren den Boden nur temporär. Die Richtlinien von Naturland verlangen dabei, dass sensible Habitate von der Fischerei ausgeschlossen werden. Die Maschenweite der Kutterfisch-Netze ist mit 125 Millimetern um 25 Prozent größer als das von der EU vorgeschriebene gesetzliche Minimum. Gütesiegel beim Fischkauf – darauf lohnt es sich zu achten MSC-Siegel (Marine Stewardship Council) Fisch und Meeres früchte aus Fischerei, die drei Prinzipien folgt: Schutz der Fischbestände, mini male Auswirkungen auf das Öko system und ein verantwortungs volles sowie effektives Management. Vor jeder MSC-Zertifizierung steht ein strenges Prüfverfahren. Nur wenn eine Fischerei alle Nachhaltigkeitskriterien des MSC-Umweltstandards erfüllt, kann sie zertifiziert werden. Auch nach erfolgreicher Zertifizierung werden die Fischereien weiterhin kontrolliert. Naturland Die Richtlinien für ökologische Aquakultur und nachhaltigen Fischfang schaffen Rahmenbedingungen für Erzeugerinnen und Erzeuger von Fisch und Meeresfrüchten, die der genutzten Art sowie dem Öko system nicht schaden. Im Fokus der Naturland-Zertifizierung stehen handwerkliche und besonders vorbildliche Fischereien. Außerdem gelten hohe Anforderungen an Sozialstandards. saust der Fang unter Deck, wo die Fische ausgenommen und auf Eis gelagert werden. Das Schiff verfügt über eine Fangnetzüberwachung: Der Kapitän sieht auf einer Anzeige, was ins Netz schwimmt und was an kleinen Fischen – so gewollt – durch die großen Maschen entfliehen kann. Dies trägt zum Bestandsschutz bei, denn es handelt sich teilweise um junge Fische, die somit aufwachsen und sich vermehren dürfen. Das Schiff der Kutterfisch-Zentrale fischt auf die Zielart Seelachs aus dem klar abgesteckten Fanggebiet, das Norwegen für Kutterfisch zum Fang freigegeben hat. Genauer handelt es sich um die Untergebiete Nördliche Nordsee, Mittlere Nordsee und Skagerrak (FAO 27.4.a, 27.4.b und 27.3.a). Diese und viele weitere detaillierte Informationen stehen auch auf der Verpackung der Alnatura Fischstäbchen. Alles transparent. SOGAR NATURLAND-ZERTIFIZIERT Die Kutterfisch-Zentrale in Cuxhaven war die erste deutsche Fischerei, die eine MSC-Zertifizierung erhielt, das war 2008. Der Marine Steward ship Council (MSC) ist eine gemeinnützige und unabhängige Organisation, die sich für nachhaltige Fischerei und den Schutz der weltweiten Fischbestände einsetzt. Dazu vergibt der MSC sein blaues Siegel an Fischereien, die ihren Fisch nach den Standards der Organisation fangen. Zu diesen Ansprüchen zählen etwa die Stabilität der Fischbestände, die Minimierung der Auswirkungen auf das Öko system sowie ein effektives Fischerei- Mana gement. Mittlerweile ist Kutterfisch zweimal rezertifiziert worden. »Ein schöner Beleg, wie Fischfang verantwortungsbewusst und nachhaltig funktionieren kann«, erklärt uns Frank Becker, Sortiments verantwort licher Frische sortiment und Fisch bei Alnatura, mit dem wir uns vor unserer Seereise unterhalten haben. »Seit 2017 ist Kutterfisch Naturland-zertifiziert, hier sind die Vorgaben in Sachen nachhaltiger Fischfang sogar noch strenger, das war uns sehr wichtig«, fährt Frank Becker fort. Annabel Schuhn vom Bio-Anbauverband Naturland erläutert: »Zurzeit sind zwei deutsche Schiffe von uns zertifiziert. Beide gehören der Kutterfisch-Zentrale, die in der nördlichen Nordsee vor allem Seelachs, aber auch Schellfisch und Seehecht fischen. Noch an Bord werden die Fische ausgenommen und auf Eis gelagert, die weitere Verarbeitung erfolgt an Land.« Die Iris fährt nun mit langsamer Fahrt durch den dichten Nebel in Richtung Cuxhaven. Fritz Flindt lässt das Horn immer wieder tuten. Das Meer ist spiegel glatt. Klar machen zur Einfahrt ins Hafenbecken 18 Alnatura Magazin März 2023
ALNATURA BEWEGT Im Mittelpunkt der Naturland-Richtlinien für die nachhaltige Fischerei stehen die schonende Nutzung der Fischbestände und des gesamten Öko systems, der Verzicht auf destruktive Fangmethoden, die viel Beifang erzeugen oder die empfindlichen Meereshabitate zerstören, die Ein haltung von Sozial richtlinien für Fischerinnen, Fischer und Angestellte in der Fischverarbeitung, die ökologische Weiter verarbeitung sowie ein öffentlich einsehbares, transpa - rentes Anerkennungsverfahren für alle Teile der Wertschöpfungskette (Naturland veröffentlicht Kontrollberichte auf seiner Website, um mögliche Einwände einzu holen, bevor eine Fischerei zertifiziert wird). von Cuxhaven. Am steuerbordseitigen (rechts) Heringskai liegen einige Trawler, die Iris steuert auf den Nieder sachsen kai zu, direkt auf die Zentrale von Kutterfisch. Ein sanftes Rucken begleitet von knirschenden Geräuschen – und schon hat die Iris am Kai angelegt und wird vertäut. Sofort wird die Ladung gelöscht, also an Land gebracht: 20 Tonnen frischer, ausgenommener und auf Eis liegender Seelachs. SCHNELLE VERARBEITUNG AN LAND Nun werden bei Kutterfisch Köpfe und Gräten der Fische entfernt, damit diese in zwei Filet seiten geteilt und anschließend ihrer Haut entledigt werden können. Köpfe, Gräten und Häute sind jedoch kein Abfall, sie werden zu Fischmehl weiterverarbeitet und unter anderem an Zuchtfische aus Aquakulturen verfüttert. Nach der Qualitätskontrolle werden die Filets zu Blöcken gefrostet. Im Fachjargon spricht man von »Single Frozen«: Der Fisch wird nur einmal gefroren und gelangt so zu den Kundinnen und Kunden. Anders als beim »Twice Frozen«, bei dem die Fische beispielsweise eingefroren nach China transportiert werden, um sie hier aufzutauen, zu verarbeiten, erneut einzufrieren und wieder zurückzutransportieren. Technisch machbar, aber aus Nachhaltigkeits- und Qualitätsgründen eindeutig in Frage zu stellen. Auch hier macht Kutterfisch den Unterschied: Europäische Fang gebiete, eine deutsche Fangflotte, dazu geschieht die gesamte Weiterverarbeitung in Deutschland. Möglichst kurze Wege. »Die hochselektive Seelachsfischerei bemüht sich beispielhaft, ihren Einfluss auf das Meeresökosystem möglichst gering zu halten. So werden spezielle Netze mit geringerer Garnstärke und großen Maschenweiten verwandt. Die leichteren Netze minimieren den Spritverbrauch ebenso wie die Bodenberührung.« Annabel Schuhn, Teamleitung Aquakultur und Fischerei bei Naturland Alle vier bis fünf Stunden werden die Netze mit dem Fang geborgen. Alnatura Magazin März 2023 19
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