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Alnatura Magazin Mai 2022

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Tomaten von der Reichenau // Lasst uns kochen: Rezepte fürs Campen // Alnatura bewegt: Gemeinsam für den Erhalt von Mangrovenwäldern

ALNATURA BEWEGT Der

ALNATURA BEWEGT Der Alnatura Campus ist nicht nur den Mitarbeitenden der Alnatura Arbeitswelt vorbehalten, sondern offen für alle, die gerne diesen spannenden Ort entdecken möchten. Das Alnatura Magazin war am Stadtrand von Darmstadt zu Besuch und machte eine tolle Entdeckung nach der anderen. W as haben wassertragende Menschen in Afrika, das Loch in einer Jeanshose, Panzerbetonplatten, Joseph Beuys, Miniwäldchen, Eidechsen und Ackerhelden gemeinsam? Das alles sorgt dafür, dass das Außengelände des Alnatura Campus für die Besucherinnen und Besucher sowie die Mitarbeitenden von Alnatura nicht nur ein abwechslungsreicher Park zum Spazieren gehen ist, sondern auch ein Ort, an dem es Geschichten gibt, in denen der Mensch zur Natur und die Natur zum Menschen findet. Und fast täglich kommen neue dazu auf der ehemaligen Betonwüste eines Armeegeländes. Dafür mitverantwortlich ist Gartenpädagogin Anke Pavlicek. Jeden Morgen empfindet sie Dankbarkeit, hier auf dem Gelände des Campus wirken zu können; ob mit Spaten und Schubkarre oder am Schreibtisch, wenn sie neue Ideen entwickelt. Es sind Projekte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, für Menschen aus Darmstadt oder auch von weiter her und für die Mitarbeitenden von Alnatura. Ein Stockenten-Pärchen ist bereits seit drei Jahren auf dem Teich heimisch und zieht hier seine Küken groß. »Für viele Kolleginnen und Kollegen auf dem Campus ist es normal, bei der Pflege des Außengeländes mitzuhelfen. Das ist schon etwas Besonderes.« VON LIEBLINGSPLÄTZEN UND SELTE- NEN PFLANZEN Anke Pavliceks Lieblingsort auf dem 55 500 Quadratmeter großen Areal ist eine einfache Holzbank unter ein paar großen Kiefern, Eichen und Linden. Im Sommer ist es ein angenehmes Schattenplätzchen für die Pause und schon jetzt voller Geschichte. Von dieser Bank aus kann sie auf eine wilde Fläche mit Gräsern, zertrümmerten Betonplatten und Totholz schauen, das zu Haufen gestapelt ist. Sie sucht nach einer zierlichen, noch unscheinbaren Blume, der Sand-Silberscharte. Die Pflanze fühlt sich wohl auf sandigem, warmem Magerrasen und schon bald wird sie purpurrot blühen. Dass sie hier auf dem Campus Wurzeln geschlagen hat, über zwei Meter tief, ist Teil einer Erfolgsgeschichte. In ganz Europa steht die selten gewordene Blume unter Naturschutz und wurde hier neu angesiedelt. Sie scheint sich auf dem Campusgelände jedenfalls heimisch zu fühlen, ebenso wie die Zaun eidechse. Sie steht in Deutschland auf der Roten Liste bedrohter Arten und findet im Steingeröll Schutz und den perfekten Sonnenplatz zugleich. Neben Anke Pavlicek, Diplom-Agraringenieurin der Parkbank hat Alnatura Gründer Götz Rehn eigenhändig eine Eiche zu Ehren Joseph Beuys’ gepflanzt. Eine Basalt- Stele erinnert an das Projekt aus dem Jahr 1983, das Beuys selbst »Soziale Plastik« nannte. 7 000 stattliche Eichen verdankt zum Beispiel die Stadt Kassel heute dem Aktions künstler. Und wie hochaktuell ist in Zeiten des Klimawandels und von überhitzten Großstädten Beuys’ Gedanke vom Baumpflanzen nach fast 40 Jahren heute noch! ALNATURA WIRKT Wer von der Bank zu den Bäumen hochschaut, findet 25 neue Nistkästen. Wieder so ein kleines Projekt, das Anke Pavlicek gemeinsam mit Alna tura Kolleginnen und Kollegen Anfang des Jahres organisiert hat und bei deren Bau sie mitgeholfen haben. Die Kästen werden nun Heimat für Meisen, Gartenrotschwänze, Mauersegler und sogar Fledermäuse. Die Liste der Helfenden war rasch gefüllt. »Ich staune immer wieder, wie normal es für viele auf dem Campus ist, mitzuhelfen. Ob beim Bäumepflanzen, dem Bauen von Nistkästen oder vielem anderen. Das ist schon etwas Besonderes«, findet Anke Pavlicek und es ermutigt sie, immer 44 Alnatura Magazin Mai 2022

ALNATURA BEWEGT Wie Anke Pavlicek setzen sich Alnatura Mitarbeitende oder Gäste gerne an den Naturteich auf dem Campusgelände. wieder neue Angebote zu machen. »Alnatura geht es um den Schritt vom Sehen zum Wahrnehmen und Erkennen, vor allem durch das Tun.« Nicht umsonst heißt die Zeit, die Mitarbeitende in solche Projekte stecken dürfen, »Alnatura wirkt«. Auch Projekte für Alnatura Lernende gehören dazu. Ein Miniwäldchen, der Tiny Forest, wurde im letzten Jahr von ihnen gepflanzt. Die Lernenden im ersten Jahr stellten Listen von lokalen Bäumen und Sträuchern zusammen, die im benachbarten Wald wachsen, und pflanzten 490 einheimische Gewächse auf engstem Raum. »Als einige am Morgen in hellen Hosen und weißen Turnschuhen antraten, hatte ich kurz Bedenken«, gesteht Anke Pavlicek schmunzelnd. Doch dann karrten sie voller Tatendrang acht Stunden lang Humuserde auf den Platz und pflanzten die ausgewählten Sträucher und Bäume ein. In diese kleine Wildnis stellten sie eine aus alten Paletten gezimmerte Bank. »Alle waren voll dabei, haben richtig angepackt. Es wurde viel geschwitzt und gelacht. Endlich konnten sich die jungen Leute einmal live als Gruppe treffen, was wegen der Coronapandemie lange Zeit nicht möglich war. Am nächsten Tag spürten sie alle Knochen, aber waren überglücklich und ganz sicher auch stolz«, erinnert sich Anke Pavli cek. In diesem Frühjahr bereiten die Neu linge bei Alnatura die Beete der Ackerhelden vor. 5 000 Quadratmeter Ackerfläche müssen dazu in hundert Parzellen abgesteckt und 18 000 Gemüse- Jungpflanzen innerhalb einer Woche einge setzt werden, bevor sie von den Ackerhelden verpachtet werden – Bio-zertifiziert natürlich. Um eine Parzelle können sich alle Interessierten bewerben. ERLEBBARE NACHHALTIGKEIT Für Schulklassen lohnt sich der Besuch auf dem Campus ebenfalls. »Wir möchten für Schülerinnen und Schüler Themen wie Wassermangel, Rohstoffknappheit und Verschwendung erlebbar machen«, erzählt Anke Pavlicek. Und so hat sie ein Projekt erarbeitet, bei dem Schulgruppen auf dem Erlebnispfad, der über die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen informiert, eine Rallye zum Thema »Was tust du?« machen können. Dabei müssen die Schülerinnen »Hier brauche ich nicht gegen die Natur zu arbeiten, sondern darf sie begleiten und unterstützen.« Rainer Lutz, Baumschulgärtner ÜBER DEN ALNATURA CAMPUS • Gesamtfläche: 5,5 Hektar • Öffnungszeiten der Außenanlage im Sommer täglich von 6 bis 22 Uhr • unterirdische Zisterne sammelt bis zu eine Million Liter Regenwasser zur Bewässerung der Außenfläche sowie als Brauchwasser für alle Toiletten im Gebäude • vegetarisches Restaurant tibits täglich geöffnet: tibits.de/restaurants • 0,5 Hektar Ackerheldenfläche: Bio-Gemüse zum Selbstgärtnern von Mai bis Oktober; Infos und Mietgarten- Buchung unter ackerhelden.de und Schüler an verschiedenen Stationen Aufgaben erledigen und über Fragen nachdenken: »Was tust du, wenn deine Jeans ein Loch hat?« »In Afrika müssen viele Menschen täglich bis zu sechs Stunden laufen, um frisches Wasser zu holen. Trage die beiden Gießkannen vom Wasserhahn bis zum Miniwäldchen.« Nach der gemeinsamen Auswertung und ein paar Infos zum Alnatura Gebäude auf dem Campus, das für seine nach haltige Architektur mit seinen Außenfassaden aus Lehm ausgezeichnet wurde, steht zum Abschluss noch ein Besuch des vegetarischen Bio-Restaurants tibits an. »Sie bekommen hier die volle Ladung Nachhaltigkeit«, freut sich die Gartenpädagogin. Am Ende unseres Besuches greift sich Anke Pavlicek eine Schubkarre und eine Hacke – sie braucht die Gartenarbeit. »Ich muss den Boden selbst erleben«, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Rainer Lutz, einem gelernten Baumschulgärtner, geht es zu den duftenden Kräuterbeeten. Auch für ihn ist der Campus ein ganz besonderer Ort. »Hier brauche ich nicht gegen die Natur zu arbeiten, sondern darf sie begleiten und unterstützen.« Aber das ist schon wieder eine neue Geschichte vom Miteinander von Natur und Mensch auf dem Alnatura Campus. KK Arbeiten mit der Natur: Baumschulgärtner Rainer Lutz kümmert sich um das Außengelände. Alnatura Magazin Mai 2022 45

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