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Alnatura Magazin Mai 2020

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ALLE FÜRS KLIMA Die

ALLE FÜRS KLIMA Die Rolle des Waldes Alles dreht sich ums Klima, den Klimawandel, die Emission klima­schäd­licher Gase. Woher Letztere kommen, wohin sie gehen, wer sie ­verursacht, wie man sie vermeidet. In dieser Serie widmen wir uns monatlich einem ­klimarelevanten Thema. Diesmal geht es darum, wie Wälder unser Klima schützen. Alte und natürliche Wälder speichern viel CO 2 . Deshalb ist es wichtig, sie zu schützen und die bestehenden Wirtschaftswälder naturnah zu bewirtschaften. Bäume pflanzen und damit im Handumdrehen den Klimawandel aufhalten? So einfach ist es leider nicht. Auf Grasland gepflanzte junge Wälder können sogar zunächst zu einer CO 2-Freisetzung führen. Erst mit zunehmendem Alter werden sie zu CO 2- Senken. Naturnahe Wälder zu begründen ist grundsätzlich sinnvoll, Aufforstungen können den Verlust von Urwäldern jedoch nicht kompensieren. So kann es Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte dauern, bis gepflanzte Wälder die volle Fähigkeit zur Kohlenstoffaufnahme und zur Regulierung des Klimas wiedererlangt haben. Deswegen ist es wichtig, existierende alte und natürliche Wälder, in denen viel CO 2 gespeichert ist, zu schützen und die bestehenden Wirtschaftswälder naturnah zu bewirtschaften. Holz als Rohstoff – in Maßen Holz ist ein ökologisch sinnvoller Rohstoff und durch die Verwendung von Holz in der Produktion werden CO 2-intensivere Materialien (zum Beispiel Beton) vermieden und so CO 2 eingespart (Substitutionseffekt). Seiner Verwendung entlang lang lebiger Produktketten, in denen CO 2 langfristig gespeichert wird, kommt folglich eine wichtige Rolle zu. Ist nun eine Reduzierung der jährlichen Holzeinschlags menge oder eine gleich hoch bleibende oder gar steigende Nutzung von Holz besser für den Klimaschutz? Die Grenzen gibt uns der Wald selbst vor. Von 1990 bis 2010 gingen auf diesem Planeten 135 Millio - nen Hektar Wald verloren. Jährlich verlieren wir heute eine Waldfläche so groß wie Großbritannien und Nordirland, davon mehr als 12 Millionen Hektar Tropenwald – das ist alles andere als nachhaltig. Der Waldverlust ist jährlich für circa 20 Prozent der weltweiten CO 2-Emissionen verantwortlich. Deutschland importiert über 50 Prozent der Holzprodukte, die es verarbeitet. Unser Rohstoffhunger befeuert die Entwaldung der Welt. Aber auch eine Steigerung der inländischen Holzernte ist nicht ohne Weiteres mög lich, denn ab einer bestimmten Nutzungsintensität werden die ökologische Funktionsfähigkeit, die Fähigkeit zur Selbstregulation und die Robustheit von Waldökosystemen beeinträchtigt. Das gilt für Wälder in Deutschland und weltweit. Diese Nutzungsintensitätsgrenze ist viel erorts leider bereits überschritten. So starben in Deutschland, angeheizt durch den Klimawandel, in den letzten beiden Jahren naturferne, intensiv genutzte »Kunstforste« (vor allem Monokulturen mit standortfremden Baumarten wie Kiefer und Fichte) flächig ab, insgesamt offiziell 245 000 Hektar. Was kann man tun? Wir sollten unseren Holzverbrauch drastisch reduzieren, denn der Rohstoff steht nicht unbegrenzt zur Verfügung und dauerhaft nur dann, wenn er durch eine ökologische Zusammenhänge beachtende, naturnahe Bewirtschaftung gewonnen wird. Ein klimastabiler und dabei den Klimawandel bekämpfender Wald, der für Generationen nachhält, wird so bewirtschaftet, dass man sich an natürlichen Abläufen in der Natur orientiert. Urwälder sind zum Beispiel fast immer vorratsreicher als unsere bewirtschafteten Wälder, das heißt, es befindet sich viel mehr Holz und damit gebundener Kohlenstoff im System. Dichte und totholzreiche Wälder speichern außerdem wesentlich mehr Wasser als intensiv genutzte und aufgelichtete Wälder. Ihr Waldinnenklima ist deswegen wesentlich kühler, was sie widerstandsfähiger gegenüber äußeren Temperaturextremen macht. Der Wald braucht intakten Boden Von enormer Bedeutung für gesunde Wälder sind auch gesunde Böden. Bäume sind über ihre Wurzeln und die Symbiose mit Pilzen (Mykorrhiza) innig mit dem Boden und seinen Poren und auch untereinander verbunden. So entsteht ein kom plexer und hocheffizienter Austausch von Wasser, Nähr- und Boten- 40 Alnatura Magazin Mai 2020

Naturnah und nachhaltig produziertes Holz ist ein wertvoller Rohstoff. Alte, naturnahe Buchenwälder sind große Kohlenstoffspeicher und binden auch im hohen Alter noch CO 2. CO 2 CO 2 CO 2 CO 2 CO 2 CO 2 CO 2 CO 2 Naturnahe Wälder auf gesundem Boden sind wesentlich vitaler und widerstandsfähiger Naturnah bewirtschaftete Wälder sind artenreicher als Mono kulturen. 100 Jahre alte Buche Höhe: ca. 20 m Kronendurchmesser: ca. 12 m CO 2-Bindung pro Sonnentag: 18 kg (9 400 l). Das enspricht dem CO 2-Ausstoß von 2,5 Einfamilienhäusern. Tägliche Sauerstoffproduktion: 13 kg. Das deckt den Bedarf von 10 Menschen. Bei Fällung müssten als vollwertiger Ersatz 2 000 junge Bäume mit einem Kronen volumen von je 1 m 3 gepflanzt werden. Quelle: nabu-selfkant.de/2011/03/ein-baum C C C Gesunder Boden ist die Voraussetzung für Humusbildung. Humusreicher Boden speichert mehr Wasser und Nährstoffe und bindet mehr CO 2. Ihr Boden wird durch den Einsatz bodenschonender Technik weniger verdichtet. klima-allianz.de bergwaldprojekt.de stoffen. Ein gesunder und ungestörter Boden speichert in einem eigenen Kreislauf große Mengen an Kohlenstoff. Beeinträchtigungen seiner Funktionsfähigkeit, etwa durch flächige Verdichtung, müssen deswegen kritisch betrachtet werden. Der Wald alleine kann jedoch nur in begrenztem Ausmaß seinen Teil zum Klimaschutz leisten. Auch darf man ihn durch eine Überbeanspruchung seiner Funktionen durch uns Menschen nicht überfordern. Schaffen wir es nicht, unseren CO 2-Ausstoß insgesamt drastisch zu reduzieren, sind alle Überlegungen zur Rolle des Waldes hinfällig, denn auch naturnahe Wälder und Urwälder haben dramatischen Klimaszenarien jenseits der Zwei-Grad-Celsius-Marke wenig entgegenzusetzen. ››› Gastbeitrag Hendrik von Riewel, Bergwaldprojekt e. V. Wie Sie den Wald schützen können • Holzverbrauch reduzieren, also auch mit Papier sparsam umgehen. • Recyceltes Papier verwenden, dabei z. B. auf Blaue-Engel-Zertifizierung achten. • Auf die Herkunft des Holzes achten. • Auf Zertifizierungssysteme wie z. B. Naturland, FSC oder PEFC achten, die garantieren, dass das Holz aus einer nachhaltigen Nutzung stammt. • Gut für den Wald sind regionale, langlebige Produkte aus naturnaher Waldwirtschaft. • Weniger Fleisch essen für weniger Abholzung, da in Südamerika riesige Waldflächen der Futtermittelproduktion in Form von Soja zum Opfer fallen.

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