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Alnatura Magazin Juni 2020

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Mariniertes vom Grill und raffinierte Beilagen / Warenkunde Erdbeeren / Naturdrogerie: Natürliche Pflege für Babys

GESELLSCHAFT »Ich hab

GESELLSCHAFT »Ich hab da was über Bio gehört …« Wer Bio-Lebensmittel einkauft oder in der Bio-Branche arbeitet, kennt so manches Vorurteil gegenüber Bio. Auch Alnatura Mitarbeitenden kommen diese hin und wieder in Gesprächen zu Ohren. Wir haben einige Bio-Vorurteile gesammelt und liefern mögliche Antworten dazu. »Bio ist zu teuer!« Eines der meistgenannten Bio- Vorurteile. Ja, der Preis, den man für Bio-Lebensmittel zahlt, ist häufig höher als der für konventionell erzeugte Produkte. Denn Bio macht der Bäuerin und dem Bauern mehr Arbeit, weil sie dem Unkraut mechanisch zu Leibe rücken müssen, sie können nicht mit der Spritze arbeiten. Bei vielen Kulturen ernten sie weniger von ihren Flächen. Denn sie verzichten auf die treibenden mineralischen Stickstoffdünger, die zwar Massenerträge ermöglichen, aber dies häufig zulasten von Produktgeschmack, Pflanzengesundheit, Biodiversität und Grundwasser- sowie Bodenqualität. Oft sind bei Bio Verarbeitung und Handel kleiner strukturiert als im konventionellen Bereich. Darunter leidet die Kosteneffizienz. Aber der Bio-Hof geht mit den Gemeingütern Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt sorgsamer um als viele konventionelle. Die Preise für Bio-Lebensmittel sagen ökologisch weit eher die Wahrheit als die Preise, die wir alle üblicherweise für unsere Nahrung zahlen – ohne die Umweltkosten zu kennen oder überhaupt zu bedenken. Und: Viele Bio-Produkte sind gar nicht teurer als konventionelle Markenartikel, die der Lebensmitteleinzelhandel anbietet. Genaues Hinschauen lohnt sich, gerade im Alnatura Super Natur Markt, dessen Sparpreise gut mit dem üblichen Markt mithalten können. »Tieren in Bio- Betrieben geht es auch nicht besser.« Die Herden auf Bio-Bauernhöfen sind kleiner als die von vergleichbaren konventionellen Höfen. Bio-Tiere haben Auslauf im Freien, in den Stallungen sind Mindestflächen vorgeschrieben. Bio-Tiere bekommen Bio-Futter. Sie werden nicht mit Antibiotika oder Leistungsförderern traktiert, sondern bei Krankheit möglichst mit pflanzlichen Präparaten behandelt. Bio-Tierbestände werden mindestens jährlich von unabhängigen Fachleuten kontrolliert. Insofern haben es Bio-Tiere sicher besser. Immer stellt sich aber die Frage, wie Menschen konkret mit ihren Tieren umgehen. Empfinden sie sie als Mitgeschöpfe, nehmen sie sie aufmerksam wahr und erfüllen ihre Bedürfnisse bestmöglich? Oder sind die Tiere für sie Produktionsmittel, mittels derer sie ihr Einkommen erzielen und deren Versorgung schnell, effizient und möglichst weitgehend durch Maschinen erledigt wird? Hier ist die Bandbreite groß und die Trennlinie zwischen Gut und Böse verläuft vermutlich nicht immer genau entlang der Grenze zwischen Bio und Nicht-Bio. 38 Alnatura Magazin Juni 2020

»Bio – das kontrolliert doch eh keiner.« Diese Behauptung können Sie in einem Gespräch freundlich, aber entschieden zurückweisen. Denn die Bio-Akteure der gesamten Wertschöpfungskette – auch international – werden mindestens einmal im Jahr durch Fachleute umfassend kontrolliert. Dies geschieht auf Basis der EG-Öko-Verordnung. Kein anderer Bereich der Landund Lebensmittelwirtschaft untersteht einem so dichten und detaillierten Kon trollsystem. Es wird nicht nach dem Zufallsprinzip vorgegangen, sondern regelmäßig alles überprüft. In bestimmten Fällen kann auch deutlich öfter und intensiver kontrolliert werden. Das gilt für heimische Produktion ebenso wie für Importe. Dazu kommen noch Laboranalysen. Die Bio-Branche verzichtet bewusst auf den Einsatz von potenziell riskanten Technologien in Anbau und Produktion. Transparenz und Rückverfolgbarkeit werden dagegen großgeschrieben. Fehler oder Verstöße, die in jedem System möglich sind, können somit rasch entdeckt und abgestellt werden. »Bio kann die Welt nicht ernähren.« Etwa ein Neuntel der Erdbevölkerung hungert. Die Menschen im wohlhabenden Norden und Westen der Erde verschwenden Lebensmittel. Viele Menschen hier essen zu viel, wir verfüttern einen großen Anteil der Weltgetreideernte für die Fleischproduktion oder verfeuern ihn zur Energiegewinnung. Schließlich werfen wir rund ein Drittel unserer Lebensmittel weg, weil wir keine sparsame Haushaltsführung mehr pflegen. In den ärmeren Ländern des Globalen Südens verdirbt ein Drittel der geernteten Lebensmittel, weil die Technik von Transport und Lager nicht gut genug ist. All das sind lösbare Probleme. Wir haben enorme Reserven an Lebensmitteln. Wir erzeugen sie schon, aber nutzen sie nicht zur Ernährung der Menschen. Wir könn- ten weit mehr Menschen ernähren. Dafür brauchen wir keine Gentechnik und auch nicht mehr chemische Dünger oder Pflanzen schutzmittel, die sich die armen Bäuerinnen und Bauern des Globalen Südens ohnehin nicht leisten können. Wir brauchen eine vielfältige Landwirtschaft, die Fruchtfolgen beachtet, organische Reste als Dünger nutzt, mehr Pflanz liches und etwas weniger Tierisches erzeugt. Das kann Bio. Dann würde es für alle reichen. »Bio-Äpfel aus Neuseeland sind nicht nachhaltig.« Bio aus Übersee legt weite Wege zurück, das ist richtig. Wenn die dort erzeugten Produkte die Reise nach Europa mit dem Schiff zurücklegen, was für agrarische Massenprodukte meist der Fall ist, haben solche Transporte eine durchaus akzeptable CO 2-Bilanz. Diese Transportform ist verhältnismäßig effizient, ebenso die Reise im voll ausgelasteten Lkw oder sogar per Flussschiff oder Eisenbahn vom Hafen zum Verarbeitungsort in Europa. Flugware aus Übersee dagegen ist kritisch zu betrachten; diese bieten wir in den Alnatura Märkten daher nicht an. Bio aus Übersee erlaubt es, frisches Obst und Gemüse außerhalb der hiesigen Saison anzubieten, ohne dass langes und energieaufwendiges Einlagern nötig ist. Bio ermöglicht Landwirtinnen und Landwirten aus Übersee attraktive Vermarktungschancen, denn die großen und wachsenden Märkte für Bio-Lebensmittel liegen in den USA, in Deutschland und Frankreich. Bio-Projekte in Übersee stellen oft eine sehr umweltverträgliche »Entwicklungshilfe« dar, wie sie auch das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nutzt. »Regional, das ist doch sowieso Bio.« Aus der Region stammende Produkte zeichnen sich durch kurze Wege zur Endverbraucherin und zum Endverbraucher aus. Aber für Bio ist entscheidend, aus welcher Art der landwirtschaftlichen Wirtschaftsweise die Lebensmittel stammen. Der Marktstand auf dem Wochenmarkt kann Auskunft geben, ob die regionalen Bohnen und Beeren aus konventionellem oder Bio-Anbau stammen. Nur bei Letzterem werden die Ressourcen wie Boden, Wasser und Luft in der landwirtschaftlichen Arbeit bestmöglich geschützt und nur dann stammen keine Rückstände der Agrochemie aus eigener Anwendung des Bauernhofs. Lebensmittel kaufen Verbraucherinnen und Verbraucher übrigens am besten nahe der täglichen Wege, idealerweise zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Denn so minimiert man die CO 2-Belastung durch den Einkauf. »Wer Bio kauft, ist nicht umweltbewusster.« Dies kann nur eine Kritik sein am Verhalten von einigen Menschen, die Bio kaufen – aber kein Argument gegen die Bio-Landwirtschaft. Für die Frage, ob Bio-Landwirtschaft gut für Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt ist und ich mein eigenes Ernährungsverhalten nach dieser Erkenntnis ausrichte, ist es völlig unerheblich, ob es auch Bio-Kaufende gibt, die SUVs fahren und nicht jeden Weg möglichst mit dem Fahrrad oder dem Zug erledigen. Eine Alles-oder-nichts-Haltung ist eine sichere Entwicklungsbremse, egal um welches Thema es geht. Hier passt die uralte chinesische Weisheit, dass auch der längste Weg mit einem Schritt beginnt. Weitergehen, in die richtige Richtung, das führt allmählich zum Ziel, nicht das Suchen von Gegen argumenten. MH Alnatura Magazin Juni 2020 39

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