GUT ZU WISSEN Klein, fleißig, unersetzlich Die Sonne scheint auf einen sommerlichen Bauerngarten und in den Beeten blüht Männertreu. Sonnenblumen strecken sich dem Licht entgegen und der Lavendel wiegt sich sanft im Wind. Was gehört zu dieser Vorstellung selbstverständlich dazu? Das beruhigende Summen der Bienen, die in den Blüten nach Nektar suchen. Was niedlich wirkt, ist in Wirklichkeit eine Mammutaufgabe und jeder Tag im kurzen Leben einer Biene von Arbeit bestimmt. E ine, die sich bei der bienengerechten und naturgemäßen Bienenzucht besonders gut auskennt, ist Stefanie Ludewig von der Freien Universität Berlin. Sie betreut alle Bienen, die zu Forschungszwecken am Institut für Veterinärmedizin gehalten werden, und damit ist die Imkermeisterin Herrin über 30 Völker. Ludewigs Büro liegt in einer urigen Hütte im Garten des Instituts. Mehrere bunte Kisten, die leicht als Bienenstöcke zu erkennen sind, stehen dahinter. »Im Winter beherbergt jedes Volk etwa 20 000 Bienen, im Sommer können es bis zu 80 000 werden«, erklärt sie. Ludewig sorgt dafür, dass ihre Bienen gesund bleiben, indem sie sich bei der Haltung an den natürlichen Bedürfnissen und Instinkten des Bienenvolks orientiert. Und als Nebenprodukt fällt auch noch jede Menge Honig ab. ZIEMLICH AUSGEFEILTE KOMMUNIKATION Aber wie machen die Bienen den? »Erst fliegen die Scout bienen, also Kundschafter-Bienen, aus und bringen eine Kostprobe Nektar mit zum Stock. Und dann wird getanzt: ein Rundtanz und ein Schwänzeltanz. Der Rundtanz liefert die Informa tion über die Nektarquellen, die in nächster Nähe liegen. Der Schwänzeltanz zeigt die Himmelsrichtungen im Winkel zur Sonne an, in der Senkrechten auf der Wabe. Und durch die Tänzelbewegung mit dem Hinterleib die Entfernung dorthin.« Kompliziert? Für die Bienen ist das eine klasse Orientierung. Neben dem Tanzen geben die Scoutbienen immer wieder Kostproben von ihrer Ausbeute, damit die anderen Bienen wissen, wonach sie suchen. »Sie bekommen also den Duft sowie den Geschmack und darüber auch den Zucker gehalt im Nektar mitgeteilt. Außerdem die Himmelsrichtung und die Entfernung, in der sie suchen müssen. Dann fliegen sie aus und finden die Stelle. Das ist meistens im Umkreis von zwei bis drei Kilometern«, erklärt Ludewig weiter. Wichtig bei der Bio-Bienenhaltung ist, dass die Aufstellung der Stöcke auf Flächen der öko logischen Landwirtschaft und in natur nahen Gebieten erfolgt. So können die Bienen dann hauptsächlich Nektar von Wildpflanzen und aus Bio-Landbau einsammeln. Wenn der Nektar im Stock ankommt, wird er getrocknet, weitergereicht und durch die Mandibel drüsen (Oberkieferdrüsen) der Bienen mit Enzymen ange reichert, bis daraus Honig entsteht. LEBENSZYKLUS DER BIENE Doch nicht jede Biene im Stock ist mit Nektarholen beschäftigt. Nachdem sie selbst geschlüpft ist, füttert sie zunächst die Jungmaden. Ist sie knapp eine Woche alt, beginnt sie, den Stock zu putzen und Nektar anzunehmen. Wenn sich etwa am zwölften Tag die Drüsen entwickelt haben, aus denen sie Bienenwachs schwitzt, beginnt sie mit dem Wabenbau. »Sie sammeln und zerkauen das Wachs, daraus entstehen die typischen Waben«, so Ludewig. Kurz darauf beginnt die Biene, sich einzufliegen, also sich zu orientieren und sich die Lage ihres Stocks einzu- 54 Alnatura Magazin Juli 2022
prägen. Diese Fähigkeit braucht sie, um als Wächterin am Stock eingang zu arbeiten und Feinde abzuwehren. Erst danach, ab dem 29. Tag, fliegt sie in Wald und Heide aus und sammelt Nektar. Nach etwa 35 Tagen ist ihr kurzes, arbeits reiches Leben meist schon vorbei. Anders verhält es sich mit der deutlich größeren Königin, die sogar einige Jahre alt werden kann und Tausende von Nachkommen hat. Sie fliegt meist nur einmal im Leben zu einem Hochzeitsflug aus. Dabei lässt sie sich von bis zu zwölf Drohnen begatten. Aus ihren befruchteten Eiern gehen die Arbeiterbienen hervor. Unbefruchtete Eier werden zu Drohnen. Wird ein Volk zu groß, so teilt es sich. Die Königin zieht mit der einen Hälfte weg und macht so Platz für Nachkommen in ihrem alten Stock. Auf die in der konventionellen Bienen zucht gängige Praxis der künstlichen Köni gin nenzucht wird in der Bio-Zucht natürlich ebenso verzichtet wie auf chemische Medikamente zur Behandlung kranker Bienen. WILDBIENEN Was viele nicht wissen, ist, dass nur die wenigsten Bienenarten Honig produzieren. Hunderte von Wildbienenarten sind in Deutschland heimisch – und wie die meisten Insekten vom Aussterben bedroht. Monokulturen, Giftstoffe und Stress setzen ihnen zu. Dabei werden sie dringend gebraucht, denn Bienen sammeln nicht nur den Nektar ein, sie bestäuben dabei auch viele Blüten, da der Pollen an ihren haarigen Beinchen und am Körper kleben bleibt und auf die nächste Knospe übertragen wird. Wer etwas für die Wildbienen tun möchte, kann beispielsweise bienen freundliche Blumen anpflanzen oder ein Insektenhotel bauen. »Und wenn man selbst Bienen züchten möchte, nimmt man am besten an einem Kurs eines Imkervereins teil. So etwas gibt es in fast jeder Stadt«, empfiehlt Ludewig. Wer sich für eine biologische, naturgemäße Bienenhaltung interessiert, dem sei beispielsweise der Verein Mellifera e. V. empfohlen (mellifera.de) – hierhin geht auch der Bienenschmaus-Erlös (siehe Seite 57). Nach einem solchen Kurs solle man sich eine Imkerpatin oder einen -paten in der Nähe suchen, und deroder demjenigen ein Jahr lang über die Schulter sehen. Denn: »Die Bienenhaltung geht wie jede Tierhaltung mit viel Verantwortung einher. Schließlich stellen wir uns ja auch keine Kuh auf den Balkon, um etwas Milch für den Kaffee zu haben«, sagt Ludewig abschließend. NT Was stellen Bienen her? • Propolis: Kittharz, das die Bienen nutzen, um den Stock zu desinfizieren • Gelée royale: der Futtersaft der Königinnenlarven • Bienenwachs: wird von den Wachsdrüsen der kleinen Tierchen hergestellt und zur Wabenbildung genutzt • Honig: Vitamin- und zuckerreicher Nektar, der von den Bienen mit Aminosäuren versetzt und getrocknet wird • Manukahonig: ein aus dem Blütennektar der Südseemyrte (Manuka) erzeugter neusee - län discher Honig Tipps aus dem Sortiment* Hoyer Bio-Propolis-Extrakt Bienen verwenden ihr selbst hergestelltes Naturprodukt Propolis seit jeher, um sich vor Krankheiten zu schützen. Diese Tropfen zur innerlichen und äußerlichen Verwendung sind alkoholfrei und wasserlöslich. 30 ml 9,99 € (1 0 l = 333,– €) Hoyer Bio-Liquid-Sticks Manukahonig Kombination aus Honig des Manukastrauchs und natürlichem Vitamin C aus Acerolakirschen. Der verwendete Manukahonig weist eine MGO-Aktivität von mindestens 150 Milligramm pro Kilo auf. 96 g 9,99 € (1 kg = 104,06 €) Hoyer Bio-Hochland-Blütenpollen Diese Blütenpollen stammen von Bienenvölkern ausgewählter Hochland-Imkereien. Blütenpollen sind ein seit Jahrhunderten geschätztes Naturprodukt und liefern pflanzliches Eiweiß. 225 g 11,49 € (1 kg = 51,07 €) Hoyer Bio-Kapseln Gelée Royale forte Kapseln mit dreifach hochkonzentriertem Gelée royale zur Unterstützung des allgemeinen Wohlbefindens. Nur die Bienenkönigin wird mit Gelée royale gefüttert. Sie lebt etwa 50-mal länger als ihre Artgenossinnen und gilt als Symbol von Vitalität. 30 St. 12,99 € (1 St. = 0,43 €) * Bei den Produktvorstellungen auf dieser Seite handelt es sich um Anzeigen. Sie erhalten die Produkte in Ihrem Alnatura Super Natur Markt. Alnatura Magazin Juli 2022 55
Juli 2022 ISSN 1612-7153 Gut zu wis
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