GESELLSCHAFT Laut des deutschen Umweltministeriums kauft jede und jeder Deutsche im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. siegelklarheit.de Die von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betreute Website siegelklarheit.de bewertet umfassend alle gängigen Öko- und Sozialsiegel und dient Verbraucherinnen und Verbrauchern als Orientierung beim nachhaltigen Einkauf. Die Website erfasst dabei unter anderem Produkte aus den Bereichen Textilien, Lebensmittel, Papier, Wasch- und Reinigungsmittel, Leder, Kommunikationstechnologien und Natursteine. Der Global Organic Textile Standard (GOTS) erfüllt laut siegelklarheit.de besonders hohe Anforderungen in den Bereichen Glaubwürdigkeit, Umwelt und Soziales. Auch der Blaue Engel bei Textilien, das EU-Ecolabel und das Fairtrade-Siegel für Baumwolle kennzeichnet siegelklarheit.de mit »Sehr gute Wahl«. werden müssen, damit diese natürlichen Ausgangsstoffe letztendlich Eigenschaften wie Leder aufweisen. Viel spielt sich nachvollziehbar im Experimentellen ab, zu Produktion und Entsorgung gibt es wenig Zuverlässiges zu sagen und es stellt sich die Frage, wie ökologisch die alternativen Verfahren tatsächlich sind. Im Einzelfall mögen sich Wege eröffnen, aber es dürfte zumindest aktuell noch zweifelhaft sein, ob dies Lösungen für den Konsumhunger einer derart großen Weltbevölkerung sind. Die ökologisch beste Lösung ist derzeit wohl, dass weniger, dafür bewusster und nachhaltiger produziert wird. Livia Firth, die Ex-Frau des Oscar-Preisträgers Colin Firth, setzt sich mit ihrer Initiative Eco Age (eco-age.com) seit Jahren dafür ein, ökologisches Bewusstsein und Fairness bei der Herstellung von Mode auf allen Ebenen, auch in der Haute Couture, zu verankern. Sie trägt ganz bewusst bei Empfängen ein Kleid mehrfach. Ihre Haltung: »Wenn Kleidung länger genutzt wird und Rohstoffe nachwachsen können, dürfte mehr gewonnen sein als mit neuen Materialien.« Wegwerfen war gestern. KLEIDUNG AUS ZWEITER HAND Darin kann der effektivste Hebel zu mehr Ressourcenschonung liegen: Mode bewusst nach Bedarf zu kaufen und sich nicht von Spontankäufen verleiten lassen. Allerdings wissen wir alle aus Erfahrung, dass der Kauf eines neuen Kleidungsstückes oder von Schuhen manchmal einfach guttut und uns neuen Schwung gibt. Aber unsere Vernunft weiß auch, dass wir eigentlich nach langlebigen Textilien Ausschau halten sollten, nach dem Motto: Qualität vor Quantität. Falls ein Kleidungsstück doch einmal ausgedient hat, kann es entweder verkauft, getauscht oder gespendet werden. Vinted (ehemals Kleiderkreisel) ist eines der populärsten Online-Portale für Secondhandmode. Es lohnt sich auch, die Augen nach Kleidertauschpartys offen zu halten, die vielerorts in Deutschland ehrenamtlich organisiert werden. In dem Bekleidungsgeschäft Kleiderei hingegen können sich Kundinnen nach einem Aboabschluss bis zu vier Kleidungsstücke leihen, so oft tragen und gegen neue Sachen umtauschen, wie sie möchten. 34 Alnatura Magazin Februar 2022
GESELLSCHAFT »Bio-Baumwolle ist unser wichtigster Rohstoff.« Bequeme, modische Naturtextilien treffen auf eine verantwortungsvolle Herstellung – dafür steht das Modeunternehmen People Wear Organic. Wir haben mit der Leitung Nicole Pälicke gesprochen. Nicole Pälicke, Leitung der People Wear Organic GmbH und Vorstands mitglied im Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. (IVN) In 127 Alnatura Märkten in Deutschland finden Sie die Kollek tionen der Marke People Wear Organic für Babys, Kinder und Damen. Frau Pälicke, aus welchen Materialien wird Mode bei People Wear Organic hergestellt? »All unsere Produkte werden aus qualitätsgeprüften Naturfasern hergestellt. Dabei ist Bio- Baumwolle mit Abstand unser wichtigster Rohstoff. Baumwolle ist besonders atmungsaktiv, reißfest und saugfähig. Sie fühlt sich angenehm auf der Haut an und ist auch für Allergikerinnen und Allergiker geeignet. Wir verwenden die Baumwolle für einige ausgewählte Artikel auch in Kombination mit Wolle und Seide, so kommt noch ein temperaturausgleichender Effekt hinzu.« Denkt man bei People Wear Organic auch über andere Fasern nach? »Wir beobachten ständig die Marktentwicklungen im Bereich der Naturfasern. Einen natürlich nachwachsenden Rohstoff zu nutzen, ist die grundsätzliche Bedingung für uns. Dieser muss wirklich nachhaltig sein in Bezug auf Verarbeitung sowie Tragekomfort und in Sachen Langlebigkeit unseren Qualitätsanspruch erfüllen. Auch beachten wir, dass Baby- und Kinderbekleidung in der Nutzung ja durchaus stärker beansprucht wird.« Warum hat sich People Wear Organic für den Global Organic Textile Standard (GOTS) als Nachhaltigkeitssiegel entschieden? »Wir haben uns für den GOTS entschieden, weil er der weltweit führende und anerkannte Naturtextilstandard ist. Alle an der Herstellung beteiligten Unternehmen müssen nach den Regeln des Standards arbeiten und zertifiziert sein. Somit erfüllt der GOTS unseren Anspruch an Transparenz in der textilen Kette und bietet zusätzlich durch die jährlichen Inspektionen externer, unabhängiger Prüfinstitute eine gute zusätzliche Kontrolle für uns.« Wie sieht die idealtypische Verwendung von Mode von People Wear Organic aus? »Mode von People Wear Organic, das sind echte Lieblingsstücke. Unsere moderne und doch zeitlose Designaussage, gepaart mit sorgfältig ausgewählten Qualitäten, ermöglichen bei sachgemäßer Pflege gemäß der Pflegehinweise lange Freude beim Tragen. Idealerweise werden unsere Artikel in ver - schie denen Kombinationen getragen oder gar temporär getauscht.« People Wear Organic stellt Mode für Kinder her, doch die Kleinen wachsen da schnell raus. Was empfehlen Sie mit zu klein gewordenen Stücken zu machen? »Nun, da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wir freuen uns immer wieder zu hören, dass Mütter zu klein gewordene Bekleidung im Freundeskreis ausleihen oder für das vielleicht noch kommende Geschwisterkind aufbewahren. Auch auf Flohmärkten und in Secondhandläden können zu klein gewordene Lieblingsstücke neuen Besitzerinnen und Besitzern wieder Freude bereiten.« Das Interview führte Matthias Fuchs. Alnatura Magazin Februar 2022 35
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