GESELLSCHAFT Woraus wird Mode gemacht? Der Begriff »modebewusst« hat in Zeiten von Nachhaltigkeit eine neue Bedeutung erlangt, die nicht nur die Käuferinnen und Käufer von Mode beschäftigt, sondern auch deren Hersteller. Siegel zeigen die Anstrengungen der Modelabels und es wird viel mit neuen Materialien experimentiert. Doch eine Faser bildet nach wie vor das Rückgrat der weltweiten Modeproduktion: Baumwolle. Leider ist der Anteil an Bio-Baumwolle aber immer noch sehr gering. Baumwollpflanzen benötigen spezielle Klimaund Wachstumsbedingungen: eine konstante Bodentemperatur über 15 Grad und eine Lufttemperatur zwischen 21 und 37 Grad. 32 Alnatura Magazin Februar 2022
GESELLSCHAFT »Buy less, choose well, make it last.« Vivienne Westwood, britische Modedesignerin Aus welchen Materialien wird Mode hergestellt? Wie sehen die Arbeits- und Umweltbedingungen in den Produktionsländern aus? Wer kontrolliert die Umwelt- und Sozialstandards? Das sind die Themen, die viele Käuferinnen und Käufer von Mode immer mehr interessieren. Mittlerweile gibt es über hundert verschiedene Gütesiegel allein für die Textilbranche – theoretisch klingt das positiv und fortschrittlich. Darunter gibt es aber auch viele hauseigene Siegel, die im Endeffekt nicht viel Aussagekraft haben. Die von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) als seriös eingestuften Gütesiegel finden sich auf der Website siegelklarheit.de. Diese Website bewertet die Siegel in den Bereichen Glaubwürdigkeit, Umwelt und Soziales. Um unter die Bewertung »Sehr gute Wahl« zu fallen, müssen sie in jeweils zwei der oben genannten Bereiche besonders hohe Anforderungen erfüllen. Das schaffen zum Beispiel die Siegel »Naturtextil IVN zertifiziert Best« (IVN Best) und »Oeko-Tex Made in Green«, gefolgt von dem Blauen Engel für Textilien und dem Global Organic Textile Standard (GOTS). Weitere Gütesiegel, die auf eine nachhaltige Produktionsart hinweisen, sind Bluesign Product, das EU-Ecolabel, die Fair Wear Foundation, Fairtrade, Naturland sowie der internationale Standard SA8000. Zu erwähnen ist jedoch, dass bei keinem der Siegel der gesamte Produktlebenszyklus widergespiegelt wird, da die Entsorgung der Textilien nicht dargestellt werden kann; die Rohstoffproduktion und die Textilherstellung werden allerdings immer kontrolliert. Die Bewertungskriterien beziehen sich aber weitestgehend auf etablierte Naturmaterialien, da hier Erfahrungen vorliegen. Anders sieht es bei den zahlreichen alternativen Rohstoffen aus, die in vielen Lebensbereichen Einzug halten. Mithilfe von chemischen oder mechanischen Verfahren können aus Bambus Viskosefasern gewonnen werden. Das kann nachhaltig, aber auch unter hoher Umweltbelastung geschehen. Für eine schonende Herstellung stehen seriöse Siegel. CHANGE. FASHION. TOGETHER. Auf der Neonyt, der weltweit größten Messe für Sustainable Fashion, die im Juli 2022 das erste Mal in Frankfurt am Main unter dem Motto »Change. Fashion. Together.« stattfinden soll, kann man sich ein Bild von den aktuellsten Entwicklungen in der nachhaltigen Modebranche machen. Bereits diesen Januar lieferte die Fashionsustain, das internationale Konferenzformat der Neonyt, Erkenntnisse: Neue Materialien auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen ziehen auch in die Textilindustrie ein. Dazu zählen beispielsweise Viskose, Algen, Bambusfaser und das ebenfalls auf Holz basierende Lyocell. Allerdings müssen im Allgemeinen hohe (chemische) Anstrengungen unternommen werden, damit daraus tragbare Kleidung ent stehen kann. Da die Nachfrage nach veganen Produkten immer mehr zunimmt, wird auch für Leder nach nachhaltigen Alternativen gesucht. Es entstehen Schuhe und Taschen aus Materialien, die auf hochverarbeiteten Ananasblättern, Trester, Kakteen, Kombucha, Papier, Algen und vielem mehr basieren. Es ist schwer zu beziffern, welche Aufwendungen getätigt Alnatura Magazin Februar 2022 33
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