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Alnatura Magazin Dezember 2024

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Süße Geschenke selbst gemacht // Alnatura Einblicke: Unsere neue Initiative Milch & Fleisch // Zu Besuch bei Dr. Hauschka: Anders ist die Norm

ALNATURA EINBLICKEDamit

ALNATURA EINBLICKEDamit auch die Kälber nach Bio-Richtlinien aufwachsenAllgäu Fresh Foods ist ein in Kempten ansässiges Unternehmen,welches unter anderem eine Bio-Metzgerei betreibt und seinenVertragshöfen feste Abnahmemengen garantiert. Ansprechpartnerfür Michael Huber bei Allgäu Fresh Foods ist HubertEndres, sie stehen in engem Kontakt. Endres vernetzt die Höfeund wirbt dort für die Aufzucht der Kälber. Entweder auf deneigenen Betrieben oder, auch das ist möglich, auf anderen Bio­Höfen der Region. Ihnen gibt Allgäu Fresh Foods die Zusage,dass die Jungtiere später auch abgekauft werden. Die Schlachtungerfolgt übrigens im etwa zehn Kilometer entferntenKempten, lange Transportwege bleiben den Tieren so erspart.Die Alnatura Initiative Milch & FleischAlnatura und Allgäu Fresh Foods eint das Ziel, einen Milchviehbetriebganzheitlich zu betrachten, sprich dafür zu sorgen,dass auch die Kälber nach Bio-Richtlinien aufwachsen. Gemeinsamhaben wir die Kriterien der Alnatura Initiative Milch &Fleisch erarbeitet. Ihr Grundsatz: Regionale Bio-Strukturen inder Milchwirtschaft aufbauen, etablieren und dafür sorgen,dass die Kälber in der Region bleiben und dort aufgezogenwerden.Den Anfang im Alnatura Sortiment machen drei Neuprodukte:In Rindersalami, Rinder-Bratwürstchen und Rinder­Wienern wird Fleisch verarbeitet, das aus der biologischenMilchviehhaltung stammt. Und dabei soll es nicht bleiben,Gespräche mit Partner-Molkereien zur Ausweitung der Initiativelaufen bereits. Halten Sie Ausschau nach Produkten derAlnatura Initiative Milch & Fleisch – sie stehen für mehr Tierwohl,geschlossene Kreisläufe und hochwertigen Genuss. aw1 l»Rund 25 Gramm Rindfleisch sind mit jedemLiter Öko-Milch verbunden«, erläutert UlrichMück im Kritischen Agrarbericht 2023.25 gUnsere Alnatura KolleginnenDr. Christina Well (rechts) undLisa Benz im Gespräch mitMichael Huber.TippIn der Zeitschrift »Lebendige Erde«,Ausgabe 05/2024, können Sie einenvertiefenden Artikel von Ulrich Mück zumThema »Mehr Bio-Rindfleisch essen«lesen. Der Artikel ist online abrufbar unterlebendigeerde.de.12 Alnatura Magazin Dezember 2024

»Öko-Kälber brauchenmehr Rindfleisch-Esser«Ulrich Mück ist Agraringenieur sowie Experte für nachhaltigeRinderhaltung und Ernährung. Mehr als 30 Jahre war er Demeter-Berater und unterrichtete an bayerischen Fachschulen für Öko-Landbauund der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Wir haben uns mit ihmdarüber unterhalten, warum Milch und Rindfleisch zusammengehörenund was es braucht, um ein aus dem Gleich gewicht geratenes Systemwieder in Einklang zu bekommen.Herr Mück, Sie schreiben im Kritischen Agrarbericht2023, dass mit jedem Liter Öko-Milch rund 25 GrammRindfleisch verbunden sind. Wie kommen Sie darauf?»Eigentlich ist es ganz einfach: Eine Kuh gibt nur dann Milch,wenn sie jedes Jahr ein Kalb bekommt. Von diesen Kälbernwird aber nur jedes dritte oder vierte zur Nachzucht einerneuen Milchkuh benötigt. Berechnungen, in die man Jahresmilchleistung,Mastverfahren, Mastleistung und anderes einbezieht,kommen dann zu dem Ergebnis, dass mit jedem LiterÖko-Milch durch die Kuh und die zu Fleischrindern werdendenKälber durchschnittlich 25 Gramm Fleisch erzeugt werden.Das Problem ist, dass für dieses Fleisch die Nachfragefehlt und im Verhältnis deutlich mehr Bio-Milch, auch in Formvon Butter, Joghurt und Käse, verzehrt wird als Bio-Rindfleisch.Für die meisten Öko-Milchviehkälber gibt es dadurchkeine Verwendung, sie verlassen die Bio-Höfe und kommenin konventionelle Strukturen. Wer also möchte, dass dieseKälber artgerecht gehalten werden und nach Bio-Richtlinienaufwachsen, muss paritätisch zur Milch auch entsprechendeMengen Fleisch essen.«Mehr Fleisch essen ist die Lösung?»Mehr Bio-Rindfleisch bitte; und dafür weniger Schwein undGeflügel. An dieser Stelle ein kleiner Ausflug in unsere Kulturgeschichte:Während Rinder die Menschen schon seitJahrtausenden begleiten und für sie nichtessbares Graslandin Nahrung umwandelten, kamen Schweine und Geflügel alsHaus- und Nutztiere erst viel später hinzu. Ihr Fleisch früherwar eher der Elite, den Königshäusern und Adligen, vorbehaltenund Luxusgut. Denn Schwein und Geflügel ernähren sichgroßteils von Ackerfrüchten wie beispielsweise Getreide. Siestehen damit in Nahrungskonkurrenz zum Menschen. Rinderhingegen sind Weidetiere, die sich überwiegend vom Grasder Wiesen und Weiden – welches vom Menschen nicht verwertbarist – ernähren. Zudem geben sie dem Boden wertvollenDünger, Humus wird aufgebaut und auf der Weidesind die Kuhfladen ein Quell der Biodiversität. Nicht umsonstist das Rind ein wichtiger Bestandteil des Kreislaufgedankensder Bio-Landwirtschaft. Bei Demeter gehört die Kuh sogarverpflichtend auf jeden landwirtschaftlichen Hof.«Andererseits wird der Kuh immer wieder vorgeworfen,dass sie ein Klimakiller sei.»Leider und fälschlicherweise. Denn Rinder sind – sofern siesich von Grünland, nämlich dem Gras der Wiesen und Weiden,ernähren – Klimaschützer. Grünland-Flächen speichernsehr viel Humus und haben gegenüber Acker ein sehr großesPotenzial zur CO 2 -Speicherung. Man weiß mittlerweile, dassin den Böden des Dauergrünlandes etwa fünfmal mehr Kohlenstoffgespeichert ist als in allen Ackerflächen der Erde 1 .«Zurück zu den Kälbern aus der Milchviehwirtschaft, dienach Bio-Richtlinien aufgezogen werden sollen. Ist dasin der Praxis überhaupt möglich, oder anders gefragt:Was braucht es dafür?»Es braucht einen Paradigmenwechsel. Man muss die in denletzten 50 Jahren auseinandergefallenen Wirtschaftszweige›intensive Milcherzeugung in Form von Hochleistungsmilchrassen‹und ›intensive Fleischerzeugung in Form von Fleischrinderrassen‹wieder zusammenführen; und bei Bio auch zusammendenken.Es braucht eine Vernetzung zwischen ebendiesen Betrieben und das Aufzeigen von Wegen, wie es –auch wirtschaftlich – für die Betriebe funktionieren kann.Eine Idee wäre, dass Milchviehkälber auf andere Bio-Höfekommen und dort von Ammen aufgezogen werden. Denneine Bio-Ammenkuh kann bei entsprechender Ernährunggerne neben dem eigenen noch ein oder mehrere weitereKälber aufziehen. Man nennt das auch kuhgebundene Aufzucht.Dann könnten viele Bio-Milchviehkälber auf Bio-Höfenbleiben und artgerecht mit Weide und Auslauf aufgezogenwerden.«Glauben Sie, dass ein solch einschneidender Paradigmenwechselin der Milchviehwirtschaft überhaupt möglichist?»Warum nicht? Aus einer gesteigerten Nachfrage können sichviele Dinge entwickeln. So war es auch mit dem Bio-Landbau.Als ich ins Berufsleben einstieg, betrug der Bio-Anteil an derlandwirtschaftlichen Nutzfläche 0,4 Prozent, heute sind eszehn Prozent. Man muss den Menschen die Probleme und denZusammenhang von Landwirtschaft und Ernährung erklären –und Lösungen anbieten. Insofern freue ich mich über die neueAlnatura Initiative, der ich viel Erfolg wünsche.«Das Gespräch führten Anja Waldmann und Dr. Christina Well.¹ IPCC-Sonderbericht über Klimawandel, Wüstenbildung, Bodendegradation, nachhaltiges Landmanagement, Ernährungssicherheit undTreibhausgasflüsse in terrestrischen Ökosystemen; https://www.ipcc.ch/srccl/Alnatura Magazin Dezember 202413

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