GESELLSCHAFT Luft nach oben Mit dem Projekt »Gemeinsam Boden gut machen« leistet der NABU einen aktiven Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt, indem er Betriebe fördert, die auf Bio umstellen möchten. Alnatura unterstützt das Projekt im Rahmen der Alnatura Bio-Bauern-Initiative (ABBI). Bundesumweltministerin Svenja Schulze, die im November 2018 die Schirmherrschaft übernommen hat, lässt uns hier an ihrer Vision für mehr Bio-Landbau teilhaben. Redaktion: Frau Bundesministerin, warum haben Sie die Schirmherrschaft für das NABU Projekt »Gemeinsam Boden gut machen« übernommen? Svenja Schulze: »Das Projekt hilft landwirtschaftlichen Betrieben dabei, vom konventionellen auf den ökologischen Landbau umzustellen. Das unterstütze ich. Denn eine solche Umstellung hat zahlreiche Vorteile für Mensch und Umwelt – für die Bodenqualität, das Klima, die Gewässer, die Luft, die Artenvielfalt und das Landschaftsbild.« Wo steht die ökologische Landwirtschaft Ihrer Meinung nach in Deutschland? »Wir haben beachtliche Fortschritte gemacht. Der Anteil des Ökolandbaus an der Gesamtanbaufläche wächst kontinuierlich – aber nicht schnell genug! Mit der rasant steigenden Nachfrage hält er nicht mehr Schritt. Von daher sehe ich noch erhebliche Luft nach oben in der Entwicklung des ökologischen Landbaus in Deutschland.« Was würden Sie gern verändern? »Wir brauchen eine Agrarpolitik, die die Betriebe für das honoriert, was sie für Natur und Gesellschaft leisten: für die Insektenvielfalt, für sauberes Wasser und abwechslungsreiche Landschaften. Derzeit bekommen die Betriebe viel Geld dafür, viel Fläche zu bewirtschaften. Intensiv wirtschaftende Betriebe setzen die ganze Branche unter Preisdruck. Die dadurch verursachten Umweltschäden werden nicht eingepreist. Davon müssen wir wegkommen, auch im Sinne eines fairen Wettbewerbs. Dafür werbe ich gegenüber der Bundeslandwirtschaftsministerin.« Im Koalitionsvertrag haben Sie festgelegt, dass 20 Prozent unserer Agrarflächen bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden sollen. Derzeit stehen wir bei nicht einmal zehn Prozent. Wie will die Bundesregierung landwirtschaftliche Betriebe bei der Umstellung auf Bio unterstützen? »Der wichtigste Hebel für die Förderung des ökologischen Landbaus ist die Um- 38 Alnatura Magazin Dezember 2018
Auf dem Umweltfest der Grünen Liga in Berlin, von links nach rechts: Prof. Hartmut Vogtmann (Professor für Ökologischen Landbau an der Universität Kassel), Torsten Ehrke (Vo r sitzender der Grünen Liga Berlin), Bundesumweltminis terin Svenja Schulze (Schirmherrin des NABU-Projekts »Gemeinsam Boden gut machen«) und Alnatura Gründer Götz Rehn. HERSTELLER-EMPFEHLUNG* stellung des EU-Fördersystems: Klimaund umweltgerechtes Wirtschaften muss sich lohnen. Dann werden auch mehr Höfe auf Bio umstellen. Durch mehr Forschung zum ökologischen Landbau sollten wir das flankieren.« In Brüssel werden derzeit die Weichen gestellt für unsere Landwirtschaft ab 2021, für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU. Was sind Ihre wichtigsten Ziele bei den Verhandlungen? »Wir brauchen in der Agrarförderung eine grundlegende Wende: weg von der Förderung billiger Massenware hin zur Förderung nachhaltig produzierter Qualitätsware. Dafür ist auf EU-Ebene dreierlei notwendig: erstens klare und ambitionierte Vorgaben zum Umweltschutz bei den Direktzahlungen aus der sogenannten ersten Säule der GAP. Zweitens ein Mindestbudget für freiwillige Umweltmaßnahmen in dieser ersten Säule. Und drittens eine Erhöhung der Mittel, mit denen die nachhaltige Landwirtschaft zielgerichtet unterstützt wird in der zweiten Säule der GAP.« Was halten Sie von den Vorschlägen, die EU-Agrarkommissar Phil Hogan bislang gemacht hat? Er will unter anderem am jetzigen Fördersystem festhalten und den Mitgliedstaaten mehr Freiheiten einräumen. »Leider gehen viele der Vorschläge genau in die falsche Richtung: Die für die Nachhaltigkeit besonders wichtige zweite Säule der GAP will die Kommission überproportional kürzen. Das vorgeschlagene neue Umsetzungsmodell mit größeren Freiheiten für die Mitgliedstaaten bietet Chancen für regional angepasste Ver fahren und Maßnahmen. Es birgt aber zugleich das Risiko, dass Klima-, Umwelt- und Naturschutz sowie Tierwohl unter die Räder kommen. Daher brauchen wir für zentrale Bereiche europaweite verbindliche Leitplanken.« Nehmen Sie uns mal mit hinter die Kulissen der Bundesregierung: Wie sanft oder hart sind eigentlich die Auseinandersetzungen mit der Bundeslandwirtschaftsministerin? »Bisher haben wir noch immer eine Lösung gefunden. Allerdings stehen ehrlicherweise die richtungsweisenden Entscheidungen noch an: die Positionierung der Bundesregierung zur Reform der GAP, die Fragen, wie die Landwirtschaft stärker zum Erreichen unserer Klimaziele beitragen kann oder wie wir den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft drastisch zurückfahren. Hier stehen uns noch kontroverse Debatten bevor.« Wenn Sie Ihr Wunschbild für die Landwirtschaft in zehn Jahren formulieren dürften: Wie würde es aussehen? »In meinem Wunschbild sind Umwelt-, Natur- und Tierschutz Teil des Betriebsmodells der Landwirtschaft geworden. Die Betriebe erzielen damit ein auskömmliches Einkommen. Die Grundwasserbelastung ist gesunken, den Insekten in der Agrarlandschaft geht es wieder gut und wir sind beim Tierwohl vorangekommen. Es liegt an der Politik, hierfür die richtigen Weichen zu stellen. Dafür werde ich mich einsetzen.« ››› Das Interview führte Christina Focke, NABU. Das China Balm rot von Bergland ist ein Hausmittel aus dem fernen Osten mit uralter Tradition. Durch die ausgewählten ätherischen Öle entfaltet es seine Tiefenwirkung besonders schnell. Das China Minzöl wirkt kühlend und erfrischend. Bergland China Balm rot** oder China Minzöl** • Balm: mit Kampfer, Nelkenblätteröl, Menthol und Pfefferminzöl • zum Einreiben auf Hals, Brust und Rücken • befreiend in der Erkältungszeit • Minzöl: kühl-klarer, intensiver Duft • fördert die Konzentration und macht den Kopf frei je 20 ml 5,99 € (100 ml = 29,95 €) * Bei Produkten, die als »Hersteller-Empfehlung« gekennzeichnet sind, handelt es sich um Anzeigen. Diese Produkte erhalten Sie in Ihrem Alnatura Super Natur Markt. ** Nicht in allen Filialen erhältlich.
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