BIODIVERSITÄT Bedrohte Vielfalt fordert zum Handeln auf Elf Beiträge haben das Thema Vielfalt in Natur, Landschaft und Landwirtschaft in dieser Serie im Jahr 2018 beleuchtet. Vielfalt sichert Stabilität in zunehmend unsicheren Wetter- und Klimalagen und erhält die natürlichen Systeme anpassungs- und reaktionsfähig. Die Kernbotschaften der Autorinnen und Autoren werden hier zusammengefasst. Die Belastungsgrenzen der natürlichen Ressourcen der Erde sind mit Abstand am stärksten im Bereich der biologischen Vielfalt überschritten. Dann folgen die Überdüngung von Böden und Gewässern mit Stickstoff sowie an dritter Stelle der Klimawandel (Ulrich Hamm). Dass der Arten verlust gerade angesichts seines schon erreichten Ausmaßes schlimmer ist als der Klimawandel – bei aller Dra matik, die dieser aufweist –, betont Wolfgang Wägele. Klimawandel ist letztlich ein physikalischer Prozess und damit grundsätzlich umkehrbar. Aber eine ausgestorbene Pflanzen- oder Insektenart, die sich über Jahrzehntausende entwickelt hatte, ist verloren. Der Prozess ist nicht wiederholbar. Die Rolle der Landwirtschaft für die Artenvielfalt beziehungsweise ihr rasantes Abnehmen ist erheblich. Einen dramatischen Artenschwund verzeichnet man sogar in Schutzgebieten. Sie sind vielfach zu klein und liegen zu weit auseinander, als dass sich dort Populationen bedrohter Arten erhalten oder weiterentwickeln können (Teja Tscharntke). Ökologische »Trittsteine« in Form von Gehölzen, Feldrainen, Alleen oder Bachläufen existieren oft nicht mehr. Sie sind der Effizienzsteigerung in Verkehr und Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Feldhasen, Laufkäfer, Spinnen, Vögel, Fledermäuse – sie alle leiden unter den Folgen unserer intensiven Landwirtschaft. Fledermäuse, die mit Pestizidspuren belastete Insekten fressen, erwachen unter Umständen deshalb nicht mehr aus dem Winterschlaf. Bodenlebewesen leiden unter zu viel Agrochemie, können ihre das Bodengefüge lockernden und stabilisierenden Aufgaben nicht mehr wahrnehmen, was negative Folgen für den Hochwasserschutz hat (Birgit Petersen). Die Vielfalt an Insekten-, Tierund Pflanzenarten in den mitteleuropäischen Kulturlandschaften ist einst durch Ackerbau, Mahd und Beweidung entstanden. Auf den Flächen vieler Bio- Betriebe ist von dieser Vielfalt noch etliches erhalten. Aber der ökonomische Druck zu mehr technischer Rationalisierung und Verminderung der Vielfalt in den landwirtschaftlichen Aktivitäten macht sich auch dort bemerkbar (Thomas van Elsen). 33 000 Insektenarten gibt es in Deutschland, 328 Arten Vögel und 104 bei den Säugetieren. Das allein ist schon ein Hinweis auf die Fülle der Aufgaben der Insekten im Naturhaushalt: Bestäubung von Pflanzen, Nahrung für Vögel, Kleinsäuger, Fische, um nur einige zu nennen. Dass Insekten klein sind und wir viele von ihnen nicht so sympathisch finden, sollte uns nicht täuschen hinsichtlich ihrer ökologischen Bedeutung (Tina Teucher). 97 Prozent der Wälder in Deutschland sind Wirtschaftswälder. Da stören umgestürzte und tote Bäume. Aber sie sind ein äußerst wichtiger Lebensraum für eine sehr große Artenzahl an Käfern und Pilzen. Organismen, die nur wenig beweglich sind. Es braucht sorgfältig geplante Schutzgebiets- und Habitatbaumkonzepte, um diese wenig sicht bare, aber große Vielfalt im Wald zu erhalten. Vielversprechende Forschungs- und Versuchsansätze werden erprobt (Andreas Mölder). Auch in fernen Regionen, im Atlantischen Regenwald, stellen Erhalt und Förderung der Vielfalt eine Herausforderung dar. Wenn man ökologische Landbewirtschaftung mit kundiger Aufforstung und Restrukturierung der Wälder kombiniert, dann geht es auch den bezüglich ihres Lebensraumes sehr anspruchsvollen Goldkopflöwenäffchen wieder gut (Christian Wolff). An den Alltag der Menschen, insofern sie Verbraucherinnen und Verbraucher von Lebensmitteln sind, denken die »Ackerhelden«, die planerische und ganz praktische Hilfe für den Anbau von eigenem Gemüse und Obst für Stadtmenschen liefern (Birger Brock, Tobias Paulert). Bio-Gärtnern ist eine Maßnahme für alle, einen eigenen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität zu leisten. An den Alltag der Menschen denken auch die Fachleute, die Firmengelände naturnah und vielfältig gestalten – Freude für jeden Tag und Be- 36 Alnatura Magazin Dezember 2018
ANZEIGE Serie konzipiert und redaktionell betreut von Manon Haccius. Ölmühle Moog seit 1984 BESONDER(E)S VERSCHENKEN Für kurze Zeit wusstseinsbildung zugleich (Sven Schulz, Sophia S. Müllensiefen). Forschung brauchen wir, aber zugleich gilt es, nicht nur abzuwarten und zu beobachten. Also wird die vergleichende Dokumentation der Auswirkungen gezielter Veränderungen in landwirtschaftlich geprägten Arealen vorgeschlagen – als Arbeit in Landschaftslaboren, in die als Helfer Schulklassen und Menschen aus Landwirtschaft oder Jägerei einbezogen werden, die mithilfe moderner Kommunikationsmittel wichtige Beobachtungen einspeisen – Citizen Science (Bürgerwissenschaft), um für die so wichtige Ressource Biodiversität rasch in der Breite tätig sein zu können (Folkhard Isermeyer). Finanzielle Mittel dazu könnten aus der sogenannten zweiten Säule der EU-Agrarpolitik kommen. Bund, Länder und die Wissenschafts gemeinschaft sind gefragt. ››› Manon Haccius Alle Jahre wieder: die limitierte BIO PLANÈTE Geschenkbox mit feinsten Ölen und einer besonderen Pfeffermischung von Lebensbaum. Manon Haccius war nach agrarwissenschaftlichem Studium zunächst 13 Jahre tätig für die Verbände des ökologischen Landbaus, seit April 2000 verantwortet sie bei Alnatura den Bereich Qua litätsmanagement und Verbraucher service. Neben beliebten Ölen aus Aprikosenkernen & gerösteten Mandeln präsentieren wir in diesem Jahr das erste geröstete Erdnussöl - exklusiv und edel verpackt. Erhältlich im Bio-Fachhandel, so lange der Vorrat reicht. www.bioplanete.com www.bioplanete.com
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