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Alnatura Magazin August 2023

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Lust auf Kultur Warum

Lust auf Kultur Warum die Auseinandersetzung mit Kunst im Alnatura Magazin? Alnatura entspringt aus einem Denken, das die Welt nicht nur auf das Materielle reduziert – vielmehr geht es um die Förderung der menschlichen Entwicklung. Warum malt der Mensch? Schon die Menschen der Steinzeit malten; meist auf die unebenen Wände der Grotten und Höhlen, in denen sie lebten. Jagdszenen und immer wieder Tiere wie Hirsche, Bisons oder Pferde. Wer im Sommer durch den Süden Frankreichs fährt, sollte über einen Besuch der Höhlen von Lascaux im Périgord, Cosquer bei Marseille, Chauvet im Département Ardèche oder anderer Fundstätten nachdenken. Was hat die Menschen vor über 17 000 Jahren bewegt zu malen? Was bewegt sie heute? 56 Alnatura Magazin August 2023

Die Steinzeitmenschen kannten keine Farbtuben: Im Feuer brannten sie aus Ton braune, aus Ocker gelbe und aus Sand sowie eisenhaltigem Lehm rote Pigmente. Moose und Bürsten aus zerfaserten Zweigen und den Schweifhaaren von Tieren nutzten sie zum Auftragen der Farben. Und sie bliesen die Pigmente durch Schilfrohre oder ausgehöhlte Knochen, ihre Hände dienten dabei manchmal als Schablonen. Die Höhle von Lascaux enthält mit einer Gesamtausdehnung von über hundert Metern Bilder von zahlreichen Pferden, Rindern, Wisenten, Katzen und Steinböcken. Sie kann heute zu ihrem eigenen Schutz nicht mehr besichtigt werden. Stattdessen werden die Besucherinnen und Besucher in eine originalgetreue Kopie der Höhle geführt. W ir treffen Gitta Sievert in ihrer Altbauwohnung in Potsdam. An den Wänden und auf dem Boden hängen und lehnen zahlreiche ihrer Werke, die sie in den letzten 20 Jahren gemalt hat. »Als ich Kind war, haben alle bemerkt, dass ich Talent zum Malen habe. Als einziges von fünf Kindern. Dann habe ich 50 Jahre nicht mehr daran gedacht, bis ich in Rente gegangen bin.« Damals wohnte Gitta Sievert noch in München. »Ich habe mich gefragt, was ich nun mit meiner Zeit anfange, und erinnerte mich an das Malen in meiner Kindheit. Deshalb besuchte ich schließlich Kurse an der Volkshochschule im Gasteig.« Was hat ihr das Malen gegeben, wollen wir von ihr wissen. »Ich habe beim Malen die Zeit vergessen. Das hat sich immer sehr gut angefühlt. Normalerweise lese ich viel. Aber so war mein Kopf wie ausgeschaltet.« EINE REISE ZU SICH SELBST Das Vergessen von Zeit ist das, was Mallehrerinnen und -lehrer sowie Kunsttherapeutinnen und -therapeuten immer wieder dem Malen zuschreiben: »Manchmal geht man in den kreativen Raum und weiß noch nicht, was man macht«, sagt Christian Badel. Der in Gotha geborene Künstler malt seit seiner Kindheit, zeichnet und gibt Workshops in Berlin, in denen Teilnehmende aus ganz anderen Berufen von ihm an die Staffelei geholt werden. »Das ist ja auch immer eine Reise zu sich selbst.« Eine Konfrontation, die viele Menschen aus Gewohnheit scheuen. »Oft ist es aber genau das, was fehlt«, erklärt Badel. Vor einem leeren Blatt zu sitzen sei für viele beängstigend. Diese Angst vor der Leere zu besiegen, schaffe Raum im Kopf – davon ist er überzeugt. Malen gehört zu jenen Tätigkeiten, in denen wir einfach wir selbst sein dürfen, uns nicht anpassen oder unter Druck setzen lassen müssen. Malen hilft uns dabei, unsere Gefühle, Emotionen und Gedanken auszudrücken; oft auch dann, wenn uns dazu die Worte fehlen. Wir können uns ganz auf unsere Gefühle einlassen beim Spiel mit den Farben. Und das Tolle daran: Im Laufe des Malprozesses verändern sich unsere Gefühle oft. Wir können spüren, wie sich etwas in uns löst. Malen befreit, macht leichter und kann Blockaden auflösen. »Ich habe beim Malen die Zeit vergessen.« Gitta Sievert, Hobbymalerin VERSCHÖNERUNG DER UMGEBUNG Aber Malen ist nicht nur Therapie, Malen scheint ein Bedürfnis des Menschen zu sein, sich zu artikulieren. Wir möchten von Gitta Sievert wissen, was sie glaubt, warum bereits die Steinzeitmenschen in ihren Lebensräumen wie Grotten oder Höhlen großflächige Malereien geschaffen haben (bei Lascaux spricht man von »Sixtinischer Kapelle der frühen Menschheit«): »Die Menschen konnten im Winter vielleicht nicht viel tun und ich könnte mir vorstellen, dass sie das ausdrücken wollten, was sie beispielsweise im Sommer erlebt haben, was sie bewegt hat. Und sie wollten es sich sicher auch schön machen.« Da dürfte viel Wahres dran sein: Zum einen drücken Menschen über Malen das aus, was sie beschäftigt – denken wir nur an Picasso, der den Schrecken der Zerstörung einer Ortschaft im spanischen Bürgerkrieg mit dem berühmten Bild Guernica verarbeitet hat, oder denken wir an Franz Marc, der, in Oberbayern auf dem Land lebend, immer wieder Pferde gemalt hat. »Sie waren wesentlich in seinem Leben«, so Gitta Sievert. Zum anderen ist auch die Verschönerung der Umgebung ein zutiefst menschlicher Zug, wie viele Funde von bemalten Muscheln, verzierten Gefäßen oder anderen Gebrauchsgegenständen aus der Steinzeit belegen. Die Höhle von Lascaux wurde übrigens vor ewigen Zeiten durch einen Erdrutsch luftdicht versiegelt, sodass die herrlichen Galerien an den weißen Kreidewänden und Decken seit über 17 000 Jahren erhalten geblieben sind. Sie wurde erst 1940 durch Zufall entdeckt. Pablo Picasso soll bei der Besichtigung ausgerufen haben: »Ich habe endlich meine Meister gefunden. Wir haben nichts dazugelernt.« mf Alnatura Magazin August 2023 57

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