GESELLSCHAFT Natürlich Die biologische Vielfalt in unserer Agrarlandschaft geht weiterhin stark zurück. Für viele Menschen ist das ein Grund, im Großen wie im Kleinen ein Zeichen für mehr Biodiversität setzen zu wollen. Unterstützung bietet Fairpachten, ein kostenloses Beratungs- und Informationsangebot für alle, die landwirtschaftliche Flächen verpachten wollen und sich mehr Natur wünschen. D er Bestand des Kiebitz, ein 1990 noch häufiger Vogel der Agrarlandschaft, geht wie der von vielen weiteren Feldvögeln nach wie vor massiv zurück. Das Rebhuhn wird unterdessen als stark gefährdete Art auf der Roten Liste Deutschlands geführt. Und auch bei Insekten sind dramatische Rückgänge zu beobachten«, erläutert uns Regionalberaterin Karoline Brandt von der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe beim Gespräch in der Geschäftsstelle in Berlin-Mitte. »Daher freuen wir uns, dass es Menschen gibt, die etwas dagegen tun und Land für Biodiversität zur Verfügung stellen!« So wie Peter Koswig zum Beispiel. Der gebürtige Hamburger wohnt in Nordhessen, wo er für den NABU in Korbach aktiv ist. Er möchte, dass landwirtschaftliche Flächen auch weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden; jedoch im Einklang mit der Natur, um die Lebensbedingungen heimischer Tierund Pflanzenarten zu verbessern. 2019 hat Peter Koswig eine 4,5 Hektar große Ackerfläche in Brandenburg in der Nähe von Gransee – eine Gegend, die er bei Familienurlauben kennenlernte – erworben und wiederum an einen Bio-Landwirt verpachtet. »Als ich die landwirtschaftliche Fläche gekauft habe, bin ich auf das Beratungsangebot von Fairpachten gestoßen. Durch mein jahrelanges Engagement im Naturschutzbereich bin ich zwar kein Laie auf dem Gebiet, aber schließlich lernt man nie aus. Ich habe mich dahingehend beraten lassen, welche Naturschutzmaßnahmen auf meinem Stück Land umsetzbar sind. Ich wollte das volle Potenzial dieser Flächen kennenlernen, um so viel Artenvielfalt wie möglich zu fördern. Das Team von Fairpachten hat mir das Hintergrundwissen darüber an die Hand gegeben, welche Naturschutzmaßnahmen sinnvoll sind. So konnte ich mich auf Augenhöhe mit meinem Pächter austauschen«, erzählt Peter Koswig. ES WÄCHST UND BLÜHT Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie wir bei einem kurzen Abstecher nach Brandenburg feststellen: Zwischen Weizen- und Maisfeldern liegt ein Flurstück bestehend aus bunten Blühstreifen, Lesesteinhaufen, Brachflächen und Kleegrasansaat. Von Weitem erkennt man bereits Mohnund Kornblumen und die strahlend weißen Blüten der Kamille. Malve, Ackerstiefmütterchen und Buchweizen wachsen dazwischen. Auf einem etwa zehn Meter breiten Streifen am unteren Feldrand leuchtet das Lila der Phacelia. Beim gemeinsamen Gang durch das bunte Feld von Peter Koswig nehmen wir das laute Summen der Wildbienen wahr. Doch nicht nur hören können wir die Insekten: Schaut man genau hin, sieht man in den Blühstreifen das emsige Treiben der Bestäuber, die hin- und herfliegen, da runter auch viele Hummeln. Kleine Käfer krabbeln auf 54 Alnatura Magazin August 2023
GESELLSCHAFT verpachten dem Boden herum und es duftet leicht süßlich. »Es ist wunderbar, wie viele Insekten dieses Angebot an Blüten annehmen«, freut sich Peter Koswig über das diverse Treiben auf seiner Fläche. Und der »Fairpächter« hofft, dass noch viele weitere Flächen dazu genutzt werden, die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft zu fördern. Welche Naturschutzmaßnahme für eine Fläche sinnvoll ist, hängt dabei von den örtlichen Gegebenheiten ab. Hilfe bietet hier Fairpachten, deren kompetentes Team bundesweit aktiv und deren Beratung kostenlos ist – Hand in Hand für mehr Natur in der Landwirtschaft! mf »Fairpachten setzt sich für eine Landwirtschaft ein, in der Vögel und Insekten ein Zuhause haben.« Karoline Brandt, Regional beraterin NABU Deutschland Fairpachten kurz erklärt Fairpachten ist ein Projekt der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer können sich bei Fairpachten darüber informieren, wie sich in Absprache mit den Landwirtinnen und Landwirten mehr Naturschutz auf Ackerflächen, Wiesen und Weiden umsetzen lässt. Die NABU-Stiftung engagiert sich in rund 300 Schutzgebieten in ganz Deutschland und bewahrt in ihrem Eigentum über 20 000 Hektar Land für die Natur. Im Dialog mit Bäuerinnen und Bauern vereinbart die Stiftung eine naturfreundliche Bewirtschaftung für deren Wiesen, Weiden und Äcker. Die in über 15 Jahren gesammelte Erfahrung beim naturschutzfachlichen Management von Landwirtschaftsflächen fließt in das Beratungsangebot von Fairpachten ein. Mehr Infos unter fairpachten.org und telefonisch unter: 030 284 984 1844 Alnatura Magazin August 2023 55
August 2023 ISSN 1612-7153 Alnatura
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