Aufrufe
vor 4 Jahren

Alnatura Magazin August 2019

  • Text
  • Nachhaltigkeit
  • Fanmuesli
  • Milchalternativen
  • Warenkundehanf
  • Insektensommer
  • Nabu
  • Alnatura
Eis aus Milchalternativen // NABU-Aktion Insektensommer // Warenkunde: Hanf

GESELLSCHAFT Wie schön,

GESELLSCHAFT Wie schön, dass du geboren bist Vor hundert Jahren entstand in Stuttgart die erste Waldorfschule auf der geistigen Grundlage Rudolf Steiners. Die erste freie und koedukative Gesamtschule war damals ein absolutes Novum und versammelte Heranwachsende unabhängig von Herkunft, Konfession oder Nationalität. Heute wirkt sie weltweit. Ich war kein Waldorfschüler. Wenn ich mich an die ersten Schuljahre erinnere, sehe ich roten Sand. Dieser Sand lag im Dorf, nicht in der Schule. Er lag auf unserem Bolzplatz, wo wir die Nachmittage verbrachten und wo alles Leben auch Lernen war: die großen Streits, die kleinen Siege und später der erste Kuss. Die Vormittage im Klassenzimmer rochen da gegen eher wie Wartezimmer, eine müde Vorbereitung auf das große, nebelige »Danach«. Nicht jetzt war das Leben, jetzt war Absitzen und Auswendiglernen für später, fürs »wirk liche Leben«. Meine Kin der sind Waldorfschüler. Warum eigentlich? Aufbruch zu neuen Gesellschaftsformen Die Geburt der Waldorfschule fiel in die Umbruchszeit nach dem Ersten Weltkrieg. Es war 1919, als der Philosoph und Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner einen Vortrag vor der Arbeiterschaft der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik in Stuttgart hielt. Ihr Direktor Emil Molt hatte ihn eingeladen, seine Ideen zur »Sozialen Dreigliederung« – ein Aufruf zur Neugestaltung der Gesellschaft – vor großem Publikum zu entfalten. Anstelle des bevormundenden Einheitsstaates sollten die drei Gebiete der Gesellschaft entflochten und nach den Idealen der Französischen Revolution neu gegliedert werden: Im Wirtschaften wirkt Brüderlichkeit, im Rechtsleben Gleichheit und in Bildungs- und Kulturfragen könnte Freiheit zum Leitstern werden. Diese Ideen fanden auch bei den Arbeitern von Daimler und Bosch großen Zuspruch, sodass Tausende forderten, sie politisch umzusetzen. Doch sowohl das linke wie das rechte Lager drängten den Impuls zurück. Aber zurück zur Waldorfschule. Steiners Aktivismus trug am 7. September 1919 doch noch Früchte, in der Gründung einer ersten Schule. Zumindest für die Arbeiterkinder ihrer Zigarettenfabrik wollten Emil und Berta Molt das Ideal der freien Bildung verwirklichen. Kurz entschlossen kauften sie eine alte Villa auf der Uhlandshöhe als Schulgebäude und Rudolf Steiner entwickelte die Waldorfpädagogik als geistiges Fundament. Jungen und Mädchen wurden gemeinsam unterrichtet, auf Sitzenbleiben wurde verzichtet und ab der ersten Klasse gab es zwei Fremdsprachen. Dank finanziellen Schenkungen und dem Pioniergeist des Lehrerkollegiums wuchs die Schulgemeinschaft und fand internatio- Oben: Die Gründungseltern der Waldorfschule Berta und Emil Molt Unten: Rudolf Steiner, Inspirator der Waldorfpädagogik Unterrichtskonzept Bewegtes Klassenzimmer nale Beachtung. Erst die Herrschaft der Nationalsozialisten führte zur Schließung und Enteignung der Schule. Grund: die »individualistische, nach dem Einzelmenschen ausgerichtete Erziehung«. Nach Kriegsende öffneten die Waldorfschulen 1945 erneut ihre Tore und wuchsen über alle Kontinente hinweg. Lebensschule für den inneren Kern Emil Molt fasste das Gründungsmotiv in folgende Worte: »Es kommt darauf an, dass wir ganze Menschen erziehen, solche, die nicht nur totes Kopfwissen haben, sondern vor allem soziales Empfinden für andere. Das Wort ›Schule‹ ist ein enges Wort, es muss weit gefasst werden: Menschenbildungsstätte. Die Bildung, die in der Waldorfschule leben will, ist: Der Mensch selbst soll Methode werden.« Schon Rudolf Steiner hatte das Lehrerkollegium angeregt, nicht bloß Wissensvermittler, sondern »Erziehungskünstler« zu werden. Es gehe darum, eine inspirie rende Umgebung zu schaffen, »damit an uns das Kind sich so erzieht, wie es sich durch sein inneres Schicksal erziehen muss.« Darin liegt ein bis heute radikaler Gedanke: Der werdende Mensch ist kein leeres Gefäß, das es zu füllen gilt. Ist es denkbar, dass wir bereits vor der Geburt als Individualität existieren und uns eine selbst gestellte 40 Alnatura Magazin August 2019

HERSTELLER-EMPFEHLUNG* Waldorfschulen kurz gefasst Die Waldorfpädagogik ist mit 1 200 Waldorfschulen und rund 2 000 Kindergärten die größte nichtkonfessionelle pädagogische Bewegung weltweit, von der Südinsel Neuseelands bis in die Anden von Peru. Neugründungen entstehen meist durch Elterninitiativen und freiwilliges Engagement. Teils erhalten sie staatliche Zuschüsse, meist durch Elternbeiträge ergänzt, die oft solidarisch gestaffelt sind, um Familien nicht aus Finanzgründen auszuschließen. Die Schulen sind durch Selbstverwaltung der Eltern, Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam organisiert. In Deutschland gibt es über 20 Bildungsstätten, die Waldorflehrerinnen und -lehrer ausbilden. waldorfschule.de Lebensaufgabe mit auf die Erde bringen? Wenn ja, können Eltern und Erziehende nur Entwicklungsangebote machen, damit sich die kommende Generation an ihre inneren Ziele erinnert. Wie es aussieht, wenn so ein mitgebrachter Wille erwacht, wird bei den »Fridays for Future«-Demonstrationen erlebbar. Dort erkämpfen sich junge Menschen gerade ein neues Unterrichtsfach – so etwas wie »Weltrettungsaktivismus«. Namen tanzen bringt was Das Bild vom weltfremden Waldorfschüler ist am Verschwinden. Viele Unternehmen ziehen »Waldis« mittlerweile sogar vor, weil sie »eigenständiger denken und kreativ Situationen lösen«, so im Tagesspiegel zu lesen. Auf der Liste der Ehemaligen finden sich die Schauspielerin Sandra Bullock oder der Medizin-Nobelpreisträger Thomas Südhof. Vor allem das kreative Element sticht hervor, ob bei Designer Ferdinand Porsche, Schriftsteller Michael Ende oder Meisterköchin Sarah Wiener. Aber auch Realpolitiker wie Helmut Kohl und Gerhard Schröder wählten die Waldorfschule für ihre Kinder. Vielleicht sind meine ja auch nur deswegen dort. Oder? ››› Gastbeitrag von Jonas von der Gathen, Erlebnispädagoge, dreifacher Vater und Entwicklungsbeirat für waldorfshop.eu Die Cashews und Paranüsse, die Fairfood Freiburg naturbelassen von der Elfenbeinküste und aus Bolivien erhält, werden in der Manufaktur vor Ort zu köstlichen Snacks verarbeitet. Natürlich fair gehandelt und bio-zertifiziert. Fairfood Freiburg Bio-Cashews Rosmarin und Thymian vegan oder Bio-Paranüsse geröstet und gesalzen vegan • Cashews von Hand geerntet; leicht süßlicher Geschmack, harmonisch verfeinert mit den Kräutern Rosmarin und Thymian • Paranüsse: schonend von Hand geröstet und gesalzen • in der praktischen, wiederverschließbaren Verpackung • produziert nach den Standards von Fairtrade und dem Regelwerk der ökologischen Landwirtschaft • ideal für Salate, als Beilage zu Käse oder als aromatischer Snack zwischendurch Cashews Rosmarin und Thymian 70 g 3,79 € (100 g = 5,14 €) Paranüsse geröstet und gesalzen 60 g 3,79 € (100 g = 6,32 €) * Bei Produkten, die als »Hersteller-Empfehlung« gekennzeichnet sind, handelt es sich um Anzeigen. Diese Produkte erhalten Sie in Ihrem Alnatura Super Natur Markt.

digitale Sammlung

Neu eingetroffen

© 2021 by Alnatura