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Alnatura Magazin - August 2017

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LEITBILD LANDWIRTSCHAFT

LEITBILD LANDWIRTSCHAFT Boden schützen, Vielfalt bewahren Wo wird es hingehen mit der Landwirtschaft? In dieser Serie äußern sich namhafte Experten zum Thema und stellen ihre Thesen vor. Ressourcenschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben in Europa und weltweit. Doch zu oft scheitert er an gesellschaftlichen und politischen Missständen in den Ländern. Agrarökonom Prof. Dr. Stephan Dabbert erläutert im Gespräch mit Alnatura, wo Wissenschaft und Politik ansetzen können, um den Ressourcenschwund aufzuhalten. Redaktion: Herr Prof. Dabbert, was ist die größte Herausforderung unserer Landwirtschaft? Stephan Dabbert: Aus globaler Perspektive ist Bodenschutz unser größtes Thema. Oder sagen wir es umfassender: Der Ressourcenschutz ist die größte Herausforderung, also der Schutz der Biodiversität, des Wassers und des Klimas. Mit Blick auf Deutschland stellt sich die Situation nicht so dramatisch dar wie weltweit. Wir verlieren zwar durch andere, nicht-landwirtschaftliche Nutzung noch immer jeden Tag zu viel Boden, aber der Verlust geschieht langsamer als im Weltmaßstab. Und wir haben hier keine großflächigen Kontaminationen wie andernorts, zum Beispiel durch Bergbau-Abraum, Müll oder stark verschmutzte Flüsse. Mit Blick auf Deutschland klingen Sie fast gelassen bei diesem Thema. Was bereitet Ihnen da mehr Sorge? Besonders umstritten ist in Deutschland das Thema der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Es gibt starke Impulse, Tiere gar nicht mehr landwirtschaftlich zu nutzen. Die Diskussionen werden zum Teil sehr emotional geführt. Natürlich müssen wir mit der uns anvertrauten Kreatur verantwortlich umgehen! Tiere sollen nicht leiden, bloß weil der Mensch sie nutzt. Aber wir brauchen die Tiere in der Landwirtschaft, im Weltmaßstab sogar noch mehr als in der Perspektive unseres Landes. Nicht zuletzt für eine nachhaltige Bodenfruchtbarkeit. Ich habe den Eindruck, hier stehen uns noch schwierige Diskussionen bevor. Es ist nicht einfach, mit rigorosen Tierhaltungsskeptikern im Gespräch zu einer differenzierteren Sichtweise zu finden. Wenden wir uns wieder dem Ressourcenschutz zu. Wer soll tätig werden, wo sollen wir ansetzen? Ich bin Agrarwissenschaftler. Ich sehe vor allem die Wissenschaft in der Pflicht. Sie erkennt Probleme oft genauer und früher als die Allgemeinheit. Es ist auch Aufgabe der Wissenschaft, erkannte Probleme anschaulich und verständlich darzustellen, sie sichtbar zu machen, bevor sie unübersehbar werden. Und dann? Handeln müssen Politik und Gesetzgebung. Oft gerät das Thema Res sourcenschutz erst auf die Agenda, wenn die Probleme dramatisch werden. Ressourcenschutz ist eine Vorsorgeaufgabe, die aber nur funktioniert, wenn der Verzicht auf die Übernutzung von Ressourcen nicht dazu führt, dass die Betroffenen weniger Einkommen haben. Die Ent lohnung ökologischer Leistungen durch den Staat, die Entwicklung einer ökologisch kompatiblen, angepassten Intensi vierung sind mögliche Wege. Warum macht man das dann nicht? Die Lösung klingt einfach. Maßnahmen des Res sour cen schutzes stehen sehr oft im Widerspruch dazu, dass Bauern mit der Na turnutzung ein Einkommen erzielen wollen, ja müssen. In vielen Regionen Afrikas kommt eine dramatische Zuspitzung dadurch zustande, dass dort Krieg und Hunger herrschen. Erst wenn die Menschen sicher leben können und ihre Existenz nicht täglich gefährdet ist, sind sie überhaupt für Ressourcenschutzmaßnahmen offen. Ich denke übrigens, dass der internationale Handel mit Agrargütern hier eine große Verantwortung trägt. Der Handel muss den Ressourcenschutz mitdenken, wenn er Produkte aus sensiblen Naturräumen einkauft. Woran denken Sie zum Beispiel? An das sogenannte fossile Wasser, eine nicht erneuerbare Ressource. Der Umgang mit dieser Ressource muss sehr viel vorsichtiger erfolgen als der mit erneuerbarem Wasser. Die Praxis widerspricht derzeit oft dem Gedanken einer ökologisch sensiblen Agrarproduktion. Der Handel kann Nachweise fordern, dass die grundlegenden Ressourcenschutzanforderungen bei der Produktion der Erzeugnisse eingehalten worden sind. 46 Alnatura Magazin 08.2017

ANZEIGE Serie konzipiert und redaktionell betreut von Manon Haccius. Und bezüglich des Bodenschutzes hier bei uns im Land, was ist da zu tun? Das Thema kann Deutschland nicht alleine angehen, das muss im Konzert der Europäischen Union geschehen. Man sollte die Bodenversiegelung durch Wohn- oder Gewerbebebauung und Verkehrsinfrastruktur verlangsamen beziehungsweise sie intelligenter gestalten. Hier in Stuttgart-Hohenheim gibt es ein anschauliches Beispiel: Für ein campusnahes Studentenwohnheim wird zwar Fläche versiegelt. Aber man spart das tägliche Einpendeln der Studierenden, wenn sie direkt vor Ort wohnen. Eine große Aufgabe, die im Zusammenspiel von Wissenschaft und Politik zu lösen ist, sehe ich darin, dass wir den Eintrag von toxischen Stoffen in die Böden verhindern. Früher ist man ziemlich sorglos mit Klärschlamm umgegangen und hat sich damit Schwermetallbelastungen großer Flächen eingehandelt. Wir nutzen heute eine ungeheure Vielfalt an Stoffen. Man weiß noch viel zu wenig darüber, wie sich solche vom Menschen eingebrachten Stoffe langfristig in der Natur verhalten, wie sie wandern, wo man sie schließlich wiederfindet. Wir verstehen da noch lange nicht alles und sollten immer unter Wahren des bestmöglichen Vorsorgegedankens handeln. ››› Das Gespräch führte Dr. Manon Haccius. Prof. Dr. Stephan Dabbert ist seit 1994 Professor am Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim. Seit April 2012 führt der 58-jährige Agrarökonom die Universität Hohen heim als Rektor. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten gehören Ökonomik und Politik des biologischen Landbaus, betriebswirtschaftliche und agrarpolitische Bewertung umweltfreundlicher Landnutzungsverfahren. Den Genuss frischer knackiger Äpfel und fruchtiger Kiwis in den Tiegel gepackt. Begleitet von zarter Süße, erfrischt die Körpercreme die Haut mit einer spritzig belebenden Duftnote. www.styx.at Apfel–kiwi körpercreme Bild: Apfel-Kiwi (Detail), Öl auf Leinwand, ©Krassimir Kolev 2016

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