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Alnatura Magazin - August 2017

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HERSTELLER-REPORTAGE

HERSTELLER-REPORTAGE Winzer mit Kühen Seit 1984 bewirtschaften sie Weinberge und Äcker biodynamisch – das Alnatura Magazin besuchte den Demeter-Bauernhof von Petra und Walfried Sander in Rheinhessen. Die Szenerie im beschaulich-ruhigen Winzerort Gau- Odernheim beginnt folgendermaßen: »Drohnen, genauer gesagt Octocopter, spüren mithilfe einer Wärmebildkamera die Rehkitze in den Feldern auf und wir können die Tiere dann vor der Mahd in Sicherheit bringen oder lassen ein Stück Luzernenfeld ungemäht stehen und warten, bis das Mutterreh das Kitz holt.« Walfried Sander erzählt engagiert. Ein überregionales Fernsehteam interviewt ihn gerade zu seinem Engagement für die Rehkitz-Rettung, als wir am Hof ankommen. Rehkitze in Luzernenfeldern? Wir reiben uns die Augen. Eigentlich wollten wir einen Winzer besuchen und über seine Weinberge sprechen. Aber wir befinden uns hier in einem klassischen, früher üblichen, inzwischen eher selten gewordenen Mischbetrieb. Hintergrundgeräusch des Fernsehinterviews sind zufrieden blökende, kerngesunde Rindviecher, die vom Bauern mit frisch gemähtem Klee gefüttert werden. Walfried Sander mag seine 40 Rinder, davon 11 Mutterkühe, das merkt man ihm an. Mehr als 17 Quadratmeter Fläche stehen jedem Tier in dem weiträumigen Stall zur Verfügung, ebenso der etwa ein Hektar große Auslauf im Freien. Der bodenständige Bio-Bauer betreibt inzwischen mehr als 30 Jahre lang biodynamische Tierhaltung, bewirtschaftet 120 Hektar Ackerland, 15 Hektar Weinberge und ist mit viel Herzblut bei der Sache. Sein Vater beschloss 1982, auf biodynamisch umzustellen, nachdem ihm das Buch »Gärtnern, Ackern – ohne Gift« von Alwin Seifert in die Hände gefallen war. Mit einem schlichten »so mache mer des jetzt auch«, soll er seine Umstellungspläne nach der Lektüre kurzerhand seiner Familie mitgeteilt haben. Zwei Jahre später verstarb er viel zu früh und Walfried Sander musste mit 20 Jahren den Hof übernehmen. Das »so mache mer des jetzt auch« führte er fort. Als gelernter Winzer ist er gern im Wingert, aber noch lieber bei seinen Tieren. Der Weinkeller ist mit Edelstahltanks und den notwendigen technischen Geräten ausgestattet, um moderne, fruchtbetonte Weine herzustellen. Im Grunde muss man nur gesundes Lesegut einbringen, dann bleibt im Keller nicht mehr allzu viel zu tun. Doch die Natur ist auch den Bio-Winzern nicht immer hold. »Obwohl wir Mitte April, als der verspätete Frost kam, nachts um drei Uhr 25 große Feuer mit Heuballen rund um die Wingerte legten, half es nichts. 20 Prozent Ernteausfall wird uns das mindestens kosten«, erzählt Patrick Simon, der wichtigste Mitarbeiter der Sanders. Als gelernter Maschinenbauer zog es ihn als Bio-Bauer wieder aufs Feld. Ebenfalls in Gau-Odernheim geboren, hat er schon als Junge gern auf dem Hof geholfen, auch wegen des Traktorfahrens. Inzwischen arbeitet er seit neun Jahren fest auf dem Demeter-Hof. Mit Patrick Simon erkunden wir den Wingert am Petersberg mit seinen tiefgründigen Lehm-Lössböden. Die Rispen stehen Anfang Juni kurz vor der Blüte und den Reben, die keine Frostschäden erlitten haben, geht es bestens. Der Kompost aus der Rinderhaltung sorgt für die natürliche Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und des Humusgehalts. Dabei handelt es sich um die inzwischen selten gewordene, aber für Demeter erwünschte Kreislaufwirtschaft. Auf den Äckern werden abwechselnd Dinkel, Hafer und Luzerne als Grünfutter angebaut. Nicht erwünschte Beikräuter müssen mechanisch entfernt werden, wenn man sie nicht einfach Beikräuter sein lässt. Am Schluss unseres Besuchs probieren wir gemeinsam mit Petra und Walfried ihre Weine, die sie seit zehn Jahren exklusiv von Peter Riegel Weinimport abfüllen lassen. Walfried Sander sinniert: »Ich bin Bio-Bauer mit Leib und Seele und will mich nicht auch noch um den Verkauf meiner Weine kümmern. Deshalb bin ich froh, dass Peter Riegel und seine Söhne mir diesen Vermarktungskram abnehmen. Manche werfen mir vor, dass ich meine Weine zu günstig anbiete, aber ich will gute, ehrliche Weine in Demeter-Qualität machen, die sich jeder leisten kann.« Sohn Julius schließt gerade seine Winzerlehre ab und steigt in den elterlichen Betrieb ein. Mal sehen, ob er die Preise demnächst erhöhen wird. SUS 26 Alnatura Magazin 08.2017

Im Wingert gibt es fast zu jeder Jahreszeit eine Menge zu tun, zum Beispiel das Heften und das Ausbrechen neuer Triebe, um das Wuchern der Reben zu verhindern. Patrick Simon, die rechte Hand des Chefs, ist vor allem im Spätfrühling täglich mehrere Stunden draußen im Weinberg und auf den Feldern. Die Weine von Petra und Walfried Sander sind alle in Edelstahltanks ausgebaut (unten). Den beiden gefallen ehrliche, fruchtbetonte frische Weine ohne Schnickschnack. Schön sehen die lila Blüten des Rittersporns im Dinkelfeld aus, erwünscht sind sie allerdings nicht (linke Seite). Doch als Demeter-Bauer lässt man sie gewähren. Herbizide sind tabu. Mhh, jetzt gibt’s frisch gemähten Klee, lecker. Da bleibt man gern freiwillig im Stall, obwohl der Zugang zu knapp einem Hektar Wiese hinter dem luftigen Stall jederzeit offen steht (links). Die Demeter-Serie »Himmel und Erde« wird exklusiv für Alnatura abgefüllt. Neben den Sorten Riesling und Rosé gibt es einen Rivaner und eine Rotweincuvée aus Dornfelder und Regent. Alnatura Magazin 08.2017 27

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