Zu Besuch bei unseren Partnern: Spielberger JUBILÄUMS-SONDERSEITEN Alte Mühle in neuem Gewand Die Spielberger Mühle bei Heilbronn ist seit drei Generationen im Familienbesitz und bietet Flocken, Mehle und Nudeln in Bio- und Demeter- Qualität. Die Mehlmühle hat eine lange Tradition, ist aber immer wieder mit der Zeit gegangen. Das Alnatura Magazin hat sich in Brackenheim ein Bild von der modernen Müllerei mit biodynamischem Geist gemacht. Neu im Sortiment: die hellen breiten Bandnudeln aus Hartweizengrieß sowie die Bandnudeln aus hundert Prozent Dinkelvollkornmehl. Volkmar Spielberger, Geschäftsführer der Spielberger GmbH, und Alnatura Gründer Götz Rehn kennen sich seit den 1980er - Jahren; seitdem besteht die Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen. E s ist kalt und regnerisch, als ich auf dem Gelände der Spielberger Mühle in Brackenheim ankomme. Zunächst führt mich Charlotte Ruck, Pressesprecherin bei der Spielberger GmbH, durch das größte der Gebäude: die moderne Mühle. Hier ist es noch kälter als im Freien, aber die Müllerinnen und Müller sind ja in Bewegung. In einer Lagerhalle wird das Getreide der Demeter-Höfe angeliefert, dahinter geht es Stock für Stock nach oben. In jedem Stock durchläuft das Korn einen anderen Schritt, der Mahlprozess ist sehr komplex. Bei Spielberger erfährt das Korn 16 Durchgänge zu 32 Passagenmehlen (Vorstufen, bevor es vollends Mehl ist). Heute mahlen nicht mehr Mahlsteine, sondern Walzenstühle das Mehl. Die Maschinen rattern und schütteln sich sichtlich, es ist laut. »Hören spielt für den Müller eine wichtige Rolle«, erklärt Charlotte Ruck. Ich muss nah an sie rangehen, um sie zu verstehen. »Wenn wir mit Volkmar Spielberger in einer Besprechung sitzen und das Fenster ist offen, sagt er auf einmal: ›Hören die denn nicht, dass das Silo 2 voll ist?‹ Das hat er einfach im Blut«, lacht sie. Hier bei Spielberger in der Mühle unterstützen zwar Computer den Prozess, doch es sind noch viel handwerkliches Gefühl und alle Sinne gefragt. Von Emmer, Dinkel, Roggen, Einkorn bis Weizen und Hafer läuft hier jegliches Bio- Getreide durch die Walzen. Möglichst viel vom Korn wird erhalten. MIT NACHHALTIGER ARCHITEKTUR BEWAHREN UND MODERNISIEREN Wir laufen zurück über den Hof und treten in das ehemalige Mühlengebäude ein, das gerade wieder neu aufgebaut wurde. Darin befinden sich der Hofladen, Büroräume, Wohnungen und eine kleine Cafeteria. Nach einer kurzen Begegnung mit Müllermeister senior, Hans Spielberger, darf ich mir im Laden ein paar Produkte aussuchen und wähle unter anderem die Hafer-Porridgeflocken. Nun treffen wir uns mit Christiane Heidenreich in der Cafeteria. Die Architektin hat 2008 damit begonnen, das gesamte Areal zu modernisieren: das alte Wirtschaftsgebäude, den Lager- und Produktionsbereich und die ehemalige Mühle, in der wir »Beim Gebäude ist wichtig, dass sich die Mitarbeitenden wohlfühlen und sie gut miteinander arbeiten können.« Christiane Heidenreich, Architektin uns nun befinden. »Sie war über 300 Jahre alt und nicht mehr zu erhalten, deshalb mussten wir sie abreißen«, erzählt Christiane Heidenreich. Es wurden verschiedene alte Bauteile als Erinnerungsstücke verwendet, zum Beispiel große Originalsteine von der alten Mühle, die in die Cafeteria-Wände eingearbeitet sind. Überall herrscht der ökologische Grundgedanke vor: Strom aus regenerativen Quellen, das Wirtschaftsgebäude wird komplett durch Abwärme geheizt, die ehemalige Mühle über Geothermie. Sie steht auf tief in den Boden ragenden Pfählen, die die Wärme über Leitungen aus dem Boden ziehen. Sie wird komprimiert und als Fußboden heizung eingeleitet. »Über denselben Weg rückwärts kann das Gebäude im Sommer gekühlt werden.« Heidenreich hat nur Beton, unbehandeltes, FSC-zertifiziertes Holz und Stahl verbaut. Die Isolierung besteht aus Isofloc: Altpapierschnipsel, die Sommer wie Winter einen guten Schutz bieten. Das Gebäude ist komplett rückbaubar, also in seine Bestandteile zerlegbar. Man merkt: Der Extra-Aufwand, den die Spielberger GmbH sich für die Qualität ihrer Produkte leistet, spiegelt sich auch im hohen Anspruch an 44 Alnatura Magazin April 2024
JUBILÄUMS-SONDERSEITEN Auf dem Gelände der Spielberger Mühle stehen das ehemalige Wirtschaftsgebäude (links mit den Solarplatten), das ursprüngliche Mühlengebäude (rechts im Hof) und hinten die große, moderne Mühle, in der heute gemahlen wird. die Gebäude wider, die ja für Generationen halten sollen. DIE NÄCHSTE GENERATION TRÄGT DIE WERTE WEITER Von den 80 Mitarbeitenden bei Spielberger (60 in Brackenheim, 20 in der Flockenmühle in Würzburg) sind manche schon seit 30 Jahren dabei. Es gibt vier ausgebildete Müllerinnen und Müller zusätzlich zu Hans und Volkmar Spielberger, dazu noch einmal zwei in Würzburg. In dem Unternehmen wird Demeter noch gelebt, die Familienmitglieder sind Anthroposophen in dritter Generation. »Die ganzheitliche Sicht auf die Dinge prägt uns jeden Tag, wir denken die Dinge zu Ende«, sagt Volkmar Spielberger beim abschließenden gemeinsamen Mittagessen. Die Partnerschaften zu den Demeter-Höfen bestehen teilweise seit Jahrzehnten, man ist stolz auf die Zuverlässigkeit und Preisstabilität, die man den Produzenten gewährleisten kann. Das gegenseitige Vertrauen war schon immer selbstverständlich. Die Kinder von Volkmar Spielberger arbeiten bereits größtenteils im Unternehmen mit, die Zukunft wird in gemeinschaftlicher Verantwortung stattfinden. Charlotte Ruck ist ebenfalls bereits seit fast 25 Jahren im Unternehmen und kann bezeugen: »Wir Mitarbeitenden erleben täglich diese Wertschätzung in der Art, wie Entscheidungen getroffen werden. Es ist partizipativer als anderswo.« Die nächste Generation wird die Werte weiterführen. »Junge Menschen, die bei uns anfangen, sind oft idealistisch«, erzählt sie. Man kann spüren, dass sich die Mitarbeitenden in den Gebäuden und der familiären Atmosphäre wohlfühlen, und ich fahre voller Begeisterung für diesen gelebten Idealismus nach Hause. So kann modernes Wirtschaften aussehen. mgk ÜBER DIE SPIELBERGER GMBH 1930 kauften Hermine Spielberger und ihr Mann die Burgermühle in Brackenheim, die schon seit dem 17. Jahrhundert die Wasserkraft des Flüsschens Zaber zum Mehlmahlen nutzte. Hermine gab ihr Interesse an biologisch-dynamischer Landwirtschaft an ihren Sohn Hans Spielberger weiter. Er wurde Müllermeister, stieg in das Familienunternehmen ein und stellte 1959 die mühleneigene Landwirtschaft auf Demeter um. Er überzeugte Landwirtinnen und Landwirte in der Region, ihre Flächen ebenfalls biodynamisch zu bewirtschaften. Seit den 1980er-Jahren wird in der Mühle nur noch Getreide in Bio- und Demeter- Qualität vermahlen. Heute führt Volkmar Spielberger, Enkelsohn von Hermine, das Familienunternehmen. Die Produkte sind exklusiv im Naturkost-Fachhandel erhältlich. Neben der Mehlmühle gehört auch eine Flockenmühle in Würzburg zum Unternehmen. Alnatura Magazin April 2024 45
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