GESELLSCHAFT So vermeidet Alnatura Lebensmittelabfälle: • optimierte Bestellmengen, um Übermengen zu vermeiden • Kooperationen mit To Good To Go, um Übermengen günstig zu verkaufen • Kooperationen mit sozial-ökologischen Projekten wie zum Beispiel Foodcaring »Die Arbeit ist vielseitig und macht Spaß. Derzeit betreue ich auch unser Foodcaring- Intranet, ehrenamtlich, wie alle hier. Seit über zwei Jahren besuche ich unter anderem auch eine alte alleinstehende Dame, die kaum Geld zum Leben hat. Für sie ist die wöchentliche Tüte ein Segen. Beates Projekt rettet nicht nur Lebensmittel, sondern auch viele Menschen.« Anja Richter, selbstständige Fotografin »Es ist gut zu wissen, dass unsere aussortierten Lebensmittel, die noch frisch genug sind, um nicht weggeworfen zu werden, Menschen in Not helfen«, freut sich Anna-Maria Rau, Mitarbeiterin in einem Münchner Alnatura Markt. FOODCARER SIND OFT GLEICHZEITIG LEBENSMITTELRETTER UND -EMPFÄNGER Freudig werden vier Musiker begrüßt, alle auch Foodcarer. Live-Musik ist angesagt. Nach einer ordentlichen Stärkung am Büfett geht es los, ganz relaxed und jazzig. Am Saxophon ist Judith – seit dem allerersten Tag bei Foodcaring, an der Trommel Stefany, beide alleinerziehend. Von ihrer Freundin Judith angeheuert, verteilt auch sie Lebensmittel. Beate Baumm ist immer froh, wenn Neulinge von Foodcarern empfohlen werden. Gitarrist Bernie ist seit einem halben Jahr dabei, leistet Schwerstarbeit, wenn er seinen Bus mit geretteten Lebensmitteln volllädt und sie in der ganzen Stadt verteilt. Weit nach Mitternacht gehen die letzten Gäste. Obwohl Tom ihr noch beim Aufräumen helfen möchte, schickt Beate ihn ins Bett. Es braucht auch dafür Systematik, einen Plan. Beate genießt die Stille, spät in der Nacht. Während sie Meter für Meter die Tische freiräumt und die übrig gebliebenen Lebensmittel für die Verteilung am Sonntagmorgen zusammenstellt, lässt sie den gelungenen Abend Revue passieren. Sie lächelt vor sich hin und freut sich besonders, dass mit Lucia und Noam auch zwei ihrer drei Enkelkinder dabei waren. Alle drei haben früh geholfen, Lebens mittel zu verteilen, und gehören zu den jüngsten Foodcarern. Enkel David lernt in Pforzheim den Beruf des Schmuckdesigners und würde dort gerne selbst einen Foodcaring-Ableger aufbauen. »Wie Beate Baumm eine richtig gut funktionierende Community aufgebaut hat, in der sich Menschen aufgehoben fühlen und Nehmen und Geben selbstverständlich sind, das verdient Respekt. Davon können auch wir bei Alnatura noch viel lernen.« Rüdiger Kasch, Mitglied der Alnatura Geschäftsleitung »Wir sehen die Armut vielleicht nicht. Aber trotzdem gibt es sie überall«, hat der 21-Jährige gelernt. »Ich hatte vorher gar nicht auf dem Schirm, wie viel Essen täglich weggeworfen wird, das gerettet werden könnte!« Foodcaring habe ihn dafür sensibilisiert. »Jeder von uns kennt jemanden, dem es nicht gut geht.« Es gehört schon sehr viel Enthusiasmus, Geduld und Einsatzbereitschaft dazu, weiß Beate. Irgendwann kam auch sie an ihre Grenzen, als über hundert Helferinnen und Helfer zu organisieren waren. »Beinahe hätte ich alles hingeworfen«, erinnert sie sich. Aber dann machte Beate das, was sie am besten kann. Sie rappelte sich auf und organisierte alles neu. »Wir sind mit 179 ehrenamtlichen Mitgliedern ja quasi ein mittelständischer Betrieb und wir haben nun eine Struktur geschaffen, um die Arbeit zu verteilen. Das hat mich wirklich deutlich entlastet«, denkt sie erleichtert daran zurück. Demnächst wird sie wieder den Stadtrat von München um eine – die einzige – feste Stelle für Foodcaring bitten. Es würde sich auch für die Stadt lohnen. Zufrieden schaut Beate schließlich auf die aufgeräumte Werkstatt: »Geschafft!« Sie schließt die Tür und radelt in der morgendlichen Stille der Großstadt nach Hause. kk 34 Alnatura Magazin April 2024
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