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Teil 1/12: Wirtschaft

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Anthroposophische Perspektiven - In dieser Aufsatzreihe stellen Autoren beispielhaft Perspektiven der Anthroposophie auf das Lebensgebiet ihrer Berufspraxis vor.

Einführungstext zur

Einführungstext zur Anthroposophie Anthroposophie – das Wort enthält Begriffe griechischen Ursprungs: anthropos – Mensch und sophie – Weisheit. Eine Weisheit vom Menschen begründete Rudolf Steiner (1861 – 1925). Er stammte aus einfachen Verhältnissen, fand während des Schulbesuchs in Lehrern Förderer, absolvierte ein naturwissenschaftliches Studium und verdiente sich als Hauslehrer Geld dazu. Sieben Jahre lang gab er am Goethe-Archiv in Weimar Goethes naturwissenschaftliche Schriften heraus. Promoviert wurde er mit einer erkenntnistheoretischen Arbeit, aus der 1894 sein grundlegendes Werk »Philosophie der Freiheit« entstand. »Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen möchte«, so formulierte Steiner 1924 den ersten »Leitsatz« einer sehr konzentrierten Aufsatzreihe über Anthroposophie. Vielen Lebensgebieten hat Steiner, der rastlos als Autor, Publizist und Vortragsredner durch Europa reiste, Impulse gegeben, die bis heute fortwirken. Am bekanntesten sind seine Anstöße für eine menschengemäße Medizin sowie sein pädagogisches Konzept, das heute in Waldorfschulen weltweit praktiziert wird – »Waldorf« deshalb, weil eine Werksschule für die Arbeiterkinder von Mitarbeitern der Stuttgarter Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria nach dem Ersten Weltkrieg den Prototyp dieser Schulform bildete. Bekannt ist auch die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die »Mutter« des Bio-Landbaus, die 1924 entstand. Umfassend, ökologisch, nachhaltig, die Rolle des Menschen als Kulturträger auch in der Agrikultur ernst nehmend, ermöglicht sie Bauern bis heute ein zukunftsfähiges Berufskonzept. In dieser Aufsatzreihe stellen Autoren beispielhaft Perspektiven der Anthroposophie auf das Lebensgebiet ihrer Berufspraxis vor. Den Anfang bildet ein Blick auf das Thema Wirtschaft von Götz E. Rehn, dem Gründer und geschäftsführenden Alleingesellschafter des Bio-Handelsunternehmens Alnatura. Manon Haccius Impressum Anthroposophische Perspektiven / Zwölfteilige Serie Teil 1: Wirtschaft(en) mit Sinn Autor: Götz E. Rehn Herausgegeben von: Manon Haccius, Alnatura Produktions- und Handels GmbH, Darmstädter Straße 63, DE-64404 Bickenbach, www.alnatura.de Copyright © 2011 by Alnatura Produktions- und Handels GmbH, Bickenbach Gestaltung: usus.kommunikation, Berlin Abbildungen: Rudolf Steiner Archiv, Dornach Verlag: mfk corporate publishing GmbH, Prinz-Christians-Weg 1, DE-64287 Darmstadt Druck: alpha print medien AG, Darmstadt Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Kein Teil des Werks darf ohne schriftliche Genehmigung in irgendeiner Form reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme oder Datenträger verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Herausgebers und des Autors unzulässig.

Wirtschaft(en) mit Sinn Götz E. Rehn 1. Wirtschaften für wen? Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit haben sich die wirtschaftlichen Verhältnisse auf der Erde so schnell so radikal verändert wie in den letzten 50 Jahren. Aus einer Mangelversorgung nach dem Zweiten Weltkrieg ist in den westeuropäischen Ländern eine Überflussgesellschaft geworden. Die westliche Welt verbraucht heute circa 80 Prozent der weltweit erzeugten Güter und Dienste, obgleich sie nur 20 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht. Das permanente Wirtschaftswachstum wurde durch technische Innovationen und die Ausweitung des weltweiten Handels gefördert. Bereits 1972 hat der Club of Rome in seinem Bericht »Grenzen des Wachstums« auf die Folgen einer nur ökonomisch ausgerichteten Wachstumsstrategie hingewiesen. Die Zerstörung der Ökosysteme durch »Umweltschäden« und die Endlichkeit der Rohstoffreserven bedrohen die Überlebenschancen der Menschheit existenziell. Das starke Bevölkerungs wachs tum von 4,4 Milliarden 1980 auf 6,9 Milliarden 2010 reduziert den Handlungsspielraum weiter. Mit dem Erstarken der Wirtschaftsmächte China und Indien und der intensiven Zunahme der internationalen Handelsbeziehungen wird ein weltweiter Kurswechsel notwendig. Der Umbau der Wirtschaft in eine nachhaltige ist das erklärte Ziel der westlichen Nationen. Darunter versteht Bundeskanzlerin Angela Merkel: »Der Gedanke der Nachhaltigkeit verbindet wirtschaftliche Leistungsfähigkeit mit ökologischer Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit«. Die Fortschritte auf diesem Feld erfolgen nur zögerlich. Die Klimakonferenz im Dezember 2009 in Kopenhagen führte zu keiner Einigung zwischen den wirtschaftsstarken Nationen dieser Welt. Ins besondere China nutzt seine wirtschaftliche Macht politisch und verhindert die Festlegung von Normen, die für alle verbindlich sind. Zusätzlich wurde die gesamte Finanzwirtschaft im September 2008 und im Gefolge auch die Realwirtschaft durch die Spekulationen der Lehman Bank in einen existenziellen Strudel gezogen. Daran schlossen sich Fiskal- und Staatskrisen einzelner Länder, zum Beispiel Griechen land, an, die bis heute nicht überwunden sind. Angesichts dieser Situation bewegt immer mehr Menschen die Frage nach der Zukunft unserer Wirtschaft. Für wen arbeite ich und wie kann ich die Wirtschaft beeinflussen? Immer mehr Menschen begreifen, wir befinden uns an einem Wendepunkt in unserer weltweiten Entwicklung. Der globale Wohlstand muss neu verteilt, die Zerstörung unseres Planeten Erde nachhaltig gestoppt werden. Das Sozialstaatssystem ist neu zu gestalten. Die Finanzmärkte sind grundsätzlich zu reformieren. Doch haben wir die rechten Ideen für eine nachhaltigere Gestaltung der Wirtschaft, einer Wirtschaft, die nicht nur das physische Überleben der Menschen ermöglicht, sondern auch ihr Werden fördert? Dies waren Fragen, die ich schon als 21-Jähriger hatte. Sie führten mich durch den Unternehmer Herbert Witzenmann, den ich als Leiter der Sozialwissenschaftlichen und Jugendsektion am Goetheanum in Dornach kennenlernte, zu Rudolf Steiner. Rudolf Steiner hat in seinem Grundwerk »Die Philosophie der Freiheit« eine Erkenntniswissenschaft auf der Grundlage von Goethe Haben wir die rechten Ideen für eine nachhaltige Gestaltung der Wirtschaft, die nicht nur das physische Überleben der Menschen ermöglicht? nach der Methode von Schiller sowie eine neue Ethik ent wickelt. Nach naturwissenschaftlicher Methode (wieder holbar, beobachtbar, nachvollziehbar) können wir lernen, unseren Erkenntnisprozess zu beobachten. Dabei entdecken wir, dass die Welt nicht fertig ist ohne unser Denken, sondern dass wir zu unseren Sinneseindrücken (Sehen, Riechen, Tasten, …) die entsprechenden Begriffe durch unser Denken hinzufügen, um das Erkenntnisobjekt zu »begreifen«. Die Wirklichkeit ist für unser Er ken nen also nicht fertig; wir bringen sie vielmehr als »Schöp fer« mit hervor. Wir Menschen sind nicht nur Kon sumenten, sondern auch Produzenten der Wirklichkeit. Wir erkennen nur, was wir begreifen. Wir leiten den Be griff nicht aus dem wahrgenommenen »Stoff« ab. Wir gestalten die Vorstellung durch den Begriff, also den »for menden Geist«. Wie in einem Gegenstrom schaffen wir die Wirklichkeit durch die sich wechselseitig durchdringenden Ströme der Individualisie- Wirtschaft(en) mit Sinn 3

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