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Alnatura Magazin - Juli 2017

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Alnatura Magazin: Ihr kostenloses, monatliches Kundenmagazin der Alnatura Super Natur Märkte.

HERSTELLER-REPORTAGE

HERSTELLER-REPORTAGE Alte Sorten neu entdecken Gemeinsam mit der gemeinnützigen Organisation ProSpecieRara, die sich für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren einsetzt, besuchte Alnatura den Bioland-Hof Pulvermühle im Elsass. Ein Ort, wo Vielfalt gedeiht. Ein rundes Gemüse, weiß mit länglichen pink-violetten Streifen und neun Buchstaben? Aubergine. Wer nun glaubt, das ist die falsche Antwort, kennt die »Rotonda bianca sfumata di rosa« nicht – und ist damit nicht allein. Denn diese Aubergine gehört zu den traditionellen und damit oft unbekannten Sorten. Seit der Industrialisierung von Landwirtschaft und Verarbeitung sind mindestens 70 Prozent der Gemüsesorten unwiederbringlich verschwunden. Ausgelöst wurde diese Reduktion unter anderem durch die Fokussierung auf homogene und ertragmaximierte Sorten. »Aber mit der Vereinheitlichung und Normierung hat man es übertrieben«, sagt Iris Förster, Geschäftsführerin von ProSpecieRara. Denn abgesehen von dem beklagenswerten Verlust eines kulturhistorischen Erbes sprechen noch weitere Argumente für den Schutz und den Erhalt von Sortenvielfalt. »Vielfalt bringt Stabilität. So kann man sich gegen unterschiedliche Umweltbedingungen wappnen: Das Klima wird trockener, es gibt andererseits Starkregenereignisse – da braucht man Pflanzen, die sich an neue Bedingungen anpassen oder für die Züchtung neuer Sorten verwendet werden können. So wurde beispielsweise in den 1970er-Jahren eine wilde Reisart in moderne Sorten Asiens eingekreuzt, um ihnen Widerstandskraft gegen einen Virus zu verleihen, der zu hohen Ernteausfällen führen kann«, erklärt Förster. Und fügt lächelnd hinzu: »Aber Vielfalt bedeutet natürlich auch Genuss.« Um Vielfalt zu schützen und zu fördern, braucht es die Unterstützung vieler: ProSpecieRara arbeitet mit engagierten Hobby-Gärtnern, professionellen Züchtern wie Sativa, dem Bio-Großhandel und natürlich mit Alnatura zusammen. Insgesamt 15 alte Gemüsesorten bereichern bundesweit das Frische-Angebot in den Alnatura Super Natur Märkten. Das Gemüse stammt von insgesamt 18 Landwirten, die die Filialen jeweils regional beliefern. Einer von ihnen ist Bio-Landwirt Dany Schmidt, der Geschäftsführer der Pulvermühle im Elsass. Seit einem Jahr baut Schmidt auch alte Sorten mit dem ProSpecieRara-Gütesiegel an. »Wir haben uns für alte Sorten entschieden, weil wir wieder eine andere Entwicklung wollen. Das Sortenangebot konzentriert sich mehr und mehr auf immer weniger Anbieter, der Bauer hat keine Wahl mehr. Aber wir wollen uns nichts von den großen Konzernen diktieren lassen«, erklärt Schmidt ruhig und bestimmt. Weitere Gründe für die alten Sorten sind der intensive Geschmack, die hohe Toleranz gegenüber Schädlingen und die Anpassungsfähigkeit an den Boden. Und natürlich geht es um Vielfalt. Eine weiße Aubergine ist aber auch ein kleines Wagnis. Sie hat zwar den gleichen Ertrag wie die bekannte dunkelviolette und schmeckt sogar intensiver. Doch landet die Unbekannte wirklich im Einkaufskorb? Hier hofft Schmidt auf die Neugier und Experimentierfreude der Kunden. Anfang April sind die verschiedenen Pflanzen der Pulvermühle gerade zwei Wochen alt. Sobald das erste Laubblatt draußen ist, werden sie pikiert und bleiben drei Wochen im Gewächshaus. Hier wird den Jungpflanzen für die optimale Entwicklung ein Rundum-Service geboten: automatisierte Licht-, Wärme- und Schattenzufuhr sowie eine fahrbare Bewässerung. Sind sie alt genug, werden sie gepflanzt, geschnitten und palisiert (mit Schnüren hochgezogen). Gedüngt wird mit eigenem Kompost. Dieser entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Nachbarhof: Schmidt pflanzt Leguminosen (Hülsenfrüchtler) für die Bodenpflege. Die Pflanzen reichern den Boden mit Stickstoff an. Aus den Pflanzen wird Heu hergestellt, das an den Pferdehof geht. Von dort kommt der Pferdemist, der mit Gemüseabfällen gemischt zu Kompost wird. Da in der biologischen Landwirtschaft nicht gespritzt wird, muss der Kartoffelkäfer kein Gift befürchten. Ein gern gesehener Gast ist der Schädling trotzdem nicht und wird per Hand von den Pflanzen gesammelt. Im Juli werden die Anstrengungen belohnt, es darf geerntet werden – und zwar jede Menge Vielfalt. GS Mitmachen und traditionelle Sorten retten! Wer Spaß am Gärtnern hat und ProSpecieRara beim Erhalt der Vielfalt helfen will, kann sich direkt an Iris Förster wenden. Mit einem Starterpaket können Sie die Saatgutgewinnung unverbindlich ausprobieren und außerdem bei ProSpecieRara einen Samenbaukurs für Einsteiger besuchen. Die Kurse finden im Juli und im September in Emmendingen bei Freiburg statt. Als Sortenbetreuer bauen Sie eine Sorte bei sich im Garten an und ernten deren Saatgut, von dem ein Teil zurück an die Saatgutbibliothek geschickt wird. Gerne sammeln wir auch Ihre Erfahrungen mit dem Anbau sowie Tipps zur Pflege der Pflanzen und Rezepte zur Zubereitung des Gemüses. Kontakt: info@prospecierara.de, 0761 59390007 26 Alnatura Magazin 07.2017

Mit den Gütesiegeln ProSpecieRara und Bio vereinen sich schonende Produktion und die Bewahrung der Vielfalt auf ideale Weise. Sorten mit dem ProSpecieRara-Siegel erhalten Sie abhängig von Saison und Region in Ihrer Alnatura Filiale. Gemeinsamer Einsatz für alte Sorten: Iris Förster, Geschäftsführerin ProSpecieRara, und Dany Schmidt, Geschäftsführer Pulvermühle. »Wer alte Sorten schützen will, muss sie essen! Aus diesem Grund bieten wir unseren Kunden Sortenvielfalt mit dem ProSpecie Rara-Gütesiegel an. Es ist eine Einladung, Vielfalt zu genießen und sie gleichzeitig gemeinsam mit uns zu schützen. Das Engagement von ProSpecieRara schätze ich sehr und habe deshalb die Kooperation mit der Organisation initiiert. Dieser Weg ermöglicht uns, Vielfalt zu fördern und unseren Kunden, alte Sorten wieder auf den Tisch zu bringen.« ››› Fernando Krokisius, Alnatura Teamverantwortlicher Sortimentsmanager Obst und Gemüse und Projekt förderer von ProSpecieRara Drei von 15 alten Sorten bei Alnatura: Kohlrabi Blaro, ein blauvioletter Kohlrabi mit weißem Fleisch und zartem Aroma (oben). Ein echtes Schwergewicht aus Frankreich: Die Ochsenherztomate, violettrot und gerippt, hat ein intensives Aroma und wird bis zu 500 Gramm schwer (Mitte). »Rotonda bianca sfumata di rosa« heißt übersetzt »runde, weiß-rosa Schattierte«. Die Aubergine hat einen cremig-milden Geschmack (unten). Alnatura Magazin 07.2017 27

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